Architektur + Film

Cinema of the future – Kino der Zukunft

Aufriss des Zoo-Palastes nach der Luxus-Sanierung; Foto: Maske / ohe
Vorwärts in die Vergangenheit: Aufwändig sanierte Film-Paläste sollen das Publikum häufiger ins Kino locken, zeigt die Ausstellung «Cinema of the Future» im Architekturforum Aedes. Dabei wären günstige Nischen-Konzepte viel attraktiver.

Staatshilfe für Kinos? Einerseits entspräche das der Logik deutscher Kulturförderung: Ohne Steuergelder müssten Opern, Staatstheater und Museen sofort schließen. Viele Dichter und Denker führen nur noch Taxi; im Autoradio liefe ausschließlich Dudelfunk. Andernorts gilt noch mehr als förderungswürdig: Frankreich subventioniert seine nationale Qualitätspresse. Ohne Staatsbürgschaft wäre auch die «Frankfurter Rundschau» bankrott.

 

Sattsam bekannte Kultur-Planwirtschaft

 

Andererseits ist die deutsche Filmförderung schon jetzt sehr üppig: Nahezu kein deutscher Kinofilm kommt ohne Beihilfen aus. Dabei werden keineswegs nur wagemutige Autorenfilmer unterstützt. Im Gegenteil: Das Meiste geht an Großproduktionen, die ein Millionenpublikum anpeilen – Kassenschlager ohne Risiko. Etliche Programmkinos bekommen schon jetzt Geld für ihre Pflege der Filmkunst.

Grundriss des Zoo-Palastes nach der Luxus-Sanierung; Foto: Maske / ohe

Grundriss des Zoo-Palastes nach der Luxus-Sanierung; Foto: Maske / ohe

 

Käme eine Gießkannen-Förderung aller Kinos hinzu, dürften sich die üblichen Verdächtigen den Löwenanteil sichern – vermutlich mit der Verpflichtung, dafür deutsche Filme zu zeigen. Noch mehr Quoten, Anträge, Jurys und Gremien: die sattsam bekannte Kultur-Planwirtschaft.

 

Mehr Raucher-Kinos

 

Dabei könnten einfallsreiche Betreiber ihre Kinos ohne großen Aufwand anziehender machen. Noch vor wenigen Jahren gab es mancherorts Säle, wo man an kleinen Tischen saß und rauchen durfte. Als Alternative zum grassierenden Gesundheitswahn wären Raucher-Kinos attraktiv: Sie ersparten den Abhängigen, in überlangen Aufführungen rausgehen zu müssen.

 

Interessant ist auch das US-Konzept des «One-Dollar-House»: Es zeigt nonstop Filme nach ihrer regulären Kino-Auswertung, die noch nicht auf DVD erschienen sind. Für wenig Geld kann man sie auf der Leinwand erleben, eine Weile ansehen – und wieder gehen, wenn sie nicht gefallen. In Köln läuft ein solches Kino recht erfolgreich.

 

Subventionen auch für Filmkritiker

 

Überdies lassen sich Kinos bisher das Zusatzgeschäft mit Speis und Trank entgehen. Heute richtet jede Tankstelle eine Imbiss-Ecke ein, wo es Gebäck, Sandwiches und Pizza gibt; dagegen führt die Kinokasse nur Bier, Limo und Schokoriegel. Dabei wäre Platz genug für ein paar bequeme Sessel und eine Theke für Kaffee-Spezialitäten und Kuchenstücke. Oder Cocktails nach der Spätvorstellung, wenn die Kneipen von Kleinstädten schon zu sind.

 

All das erfordert nur etwas mehr Initiative, als reflexartig um Subventionen zu betteln. Doch womöglich sind deutsche Filmschaffende so an Förderung gewöhnt, dass sie sich ihr Dasein ohne Staatsknete nicht mehr vorstellen können. Dann aber bitte auch für Filmkritiker: Ohne Empfehlungen, welche Aufführungen die Eintrittskarte wert sind, wird das Publikum auch nicht in luxussanierte Film-Paläste strömen.