Corinna Belz

Gerhard Richter Painting

Gerhard Richter mit Rakel zum Abstreichen und -kratzen des Bildes; Foto: Piffl Medien
(Kinostart: 8.9.) Alltag im Atelier des Malerfürsten: Richter arbeitet sich an der Leinwand ab, und die Kamera sieht dabei zu. Mit wenigen Wortwechseln wird die Dokumentation zur Hommage an sein Genie - aber kein Porträt.

Ein Film nicht über den Maler, sondern sein Malen: Wie er die Farben anrührt und ausstreicht. Wie er sie Schicht für Schicht auf der Leinwand aufträgt. Wir er sie mit dem Rakel aufspachtelt und abzieht, dabei vor Kraftanstrengung zitternd. Wie er zurücktritt, betrachtet, wartet, nachdenkt, bevor er zum nächsten Malakt ausholt. Wie er den Pinsel ansetzt und mit einem Schwung die Komposition radikal verändert.

 

Info

Gerhard Richter Painting

 

Regie: Corinna Belz, 97 min., Deutschland 2011;
mit: Gerhard Richter, Kaspar König, Marian Goodman

 

Offizielle Website

Geduldig beobachtet die Kamera, wie allmählich ein Bild entsteht. Ihren Schöpfer, der sich daran abarbeitet. Seine Hände, die Vorlagen oder Werkzeuge sortieren. Sein Antlitz, in sich gekehrt und hoch konzentriert. Als könne der Film das Geheimnis lüften, wie Kunst entsteht, wenn er nur lange genug im Atelier verweilte.

 

Mysterium des Malens

 

Dagegen kommt die Person kaum zur Sprache. Kurze Dialoge lenkt eher Richter mit gewitzten Aperçus, als dass er auf Fragen einginge. Biographische Stationen werden nur unvermittelt und flüchtig angetippt. Interviews mit Weggefährten bleiben oberflächlich – oder verstummen vor dem Mysterium des Malens.


Offizieller Film-Trailer


 

Im Bann des Malerfürsten

 

Hintergrund

Weitere Film-Rezensionen finden Sie in der Presseschau bei Film-Zeit.

 

Lesen Sie hier eine Rezension der Gerhard-Richter-Retrospektive “Panorama” in der Neuen Nationalgalerie, Berlin

 

und hier einen Beitrag über die Ausstellung "Unscharf. Nach Gerhard Richter" in der Hamburger Kunsthalle

 

und hier eine Besprechung der Ausstellung "Gerhard Richter: Bilder einer Epoche" im Bucerius Kunst Forum, Hamburg.

Wer schon immer dem berühmtesten lebenden deutschen Künstler über die Schulter schauen wollte, wird bestens bedient: So ausgiebig kann man einem Maler selten bei der Arbeit zusehen. Doch ein Porträt Gerhard Richters wird daraus nicht. Dazu lässt sich Regisseurin Corinna Belz, die ihn jahrelang begleitete, zu sehr von der Aura des Malerfürsten in Bann schlagen.

 

Andächtig verharrt sie in reiner Anschauung und begnügt sich mit den wenigen Bemerkungen, die Richter ihr wie Brosamen zuwirft: Der romantische Künstlermythos, das Eigentliche sei unsagbar, feiert fröhliche Urständ.

 

Gerhard Richter malend WYSIWYG

 

Wesentlich näher an Richter heran kamen TV-Dokumentationen, die in den 1960/70er Jahren entstanden und etwa bei seiner Retrospektive 2010 in Hamburg zu sehen waren. Ausschnitte daraus verwendet auch Belz, weil sie deren Dichte nicht erreicht.

 

Ihnen hat sie nur die Opulenz farbenprächtiger Gemälde auf der Kino-Leinwand hinzuzufügen. So entspricht der Film exakt seinem Titel: Gerhard Richter malend – what you see is what you get.