Berlin

Europäischer Filmpreis 2011

Tilda Swinton als überforderte Mutter in «We need to talk about Kevin». Foto: EFA 2011
Depression und Weltuntergang schlagen alles: Mit drei Auszeichnungen ist Lars von Triers Apokalypse-Epos «Melancholia» der große Gewinner der diesjährigen Preisverleihung. «Pina» von Wim Wenders wurde als bester Dokumentarfilm prämiert.

Lebenswerk-Ehrung für Regie-Chamäleon

 

Zur besten Schauspielerin wurde die Schottin Tilda Swinton gekürt. Sie spielt in «We need to talk about Kevin» die Mutter eines 16-Jährigen, der ein High-School-Massaker anrichtet. Die US-britische Ko-Produktion von Lynne Ramsay hat noch keinen Start-Termin in den deutschen Kinos.

 

Für sein Lebenswerk wurde das in Leicester geborene Regie-Chamäleon Stephen Frears geehrt. Zuletzt waren von ihm drei sehr unterschiedliche Werke auf hiesigen Leinwänden zu sehen: 2006 das Biopic «The Queen» über Elizabeth II. während der Krise nach Lady Dianas Unfalltod, «Chéri» (2009) über eine Belle-Époque-Edel-Kurtisane, die Michelle Pfeiffer verkörpert, sowie vor einem Jahr das ländliche Lustspiel «Immer Drama um Tamara».

 

Brosamen für romanische Länder

Hintergrund

Lesen Sie hier eine Rezension des Films «Melancholia» von Lars von Trier

 

und hier einen kultiversum-Beitrag über «In einer besseren Welt» von Susanne Bier

 

und hier eine Besprechung von «The King’s Speech» mit Colin Firth

 

und hier einen Artikel über «Immer Drama um Tamara» von Stephen Frears

 

und hier eine Lobeshymne auf «Pina» von Wim Wenders

 

und hier ein Interview mit Wim Wenders über «Pina» aus der Zeitschrift «tanz».


Die einzige Auszeichnung für einen deutschen Beitrag ging an «Pina», Wim Wenders 3-D-Dokumentarfilm über die verstorbene Tanztheater-Legende Pina Bausch. Zählt man noch die Preise des internationalen FRIPRESCI-Filmkritiker-Verbandes an «Atem» vom flämischen Regisseur Hans van Nuffel und für das beste Drehbuch an «Der Junge mit dem Fahrrad» hinzu, dominierte diesmal eindeutig der germanische Sprachraum. Die neueste Arbeit der belgischen Dardenne-Brüder kommt hierzulande am 9. Februar ins Kino.

 

Für die romanischen Länder blieben nur Brosamen: Der französische Schauspieler Michel Piccoli erhielt den Spezialpreis. Der Preis für die beste Musik ging ebenso an einen Franzosen: Ludovic Bourse komponierte den Soundtrack von «The Artist». Dieses Stummfilm-lernt-Sprechen-Drama läuft am 26. Januar in Deutschland an.

 

Belá Tarr ist Verlierer des Abends

 

Zum besten Animationsfilm wurde «Chico & Rita» gekürt, ein spanisch-britisches Melodram über zwei Musiker aus Kuba. Großer Verlierer des Abends war «Das Turiner Pferd» von Belá Tarr: Obwohl auf der Berlinale 2011 mit dem Großen Preis der Jury bedacht und nun drei Mal für die beste Regie, Kamera und Filmmusik nominiert, ging die hermetische Schwarzweiß-Parabel des ungarischen Exzentrikers leer aus.