Berlin

Gundula Schulze Eldowy: Fotografien 1977 – 2009

Tizians "Venus mit Lautenspieler" im Schaufenster: Aus der Serie »Spinning on my Heels«, New York, 1990 – 1993, C-Print. Foto: © Gundula Schulze Eldowy
Von Erfurt zu den Moche-Pyramiden: Gundula Schulze Eldowy hat den DDR-Alltag genauso präzise dokumentiert wie das Leben in New York und Moskau. In Berlin ist ihr nun eine dreiteilige Werkschau gewidmet.

Auferstanden aus Ruinen: Nach der Wiedervereinigung verlor die ostdeutsche Dokumentarfotografie an Bedeutung. Doch seit rund 15 Jahren erlebt sie eine Renaissance: Fotografen wie Harald Hausmann, Ute und Werner Mahler oder Sibylle Bergmann und Arno Fischer, die beide verstorben sind, wurden mit großen Ausstellungen geehrt.

 

Info

 

Gundula Schulze Endowy
Die frühen Jahre:
Fotografien 1977 - 1990

 

10.12.2011 - 26.02.2012
täglich 11 bis 20 Uhr in der Galerie C/O Berlin, Oranienburger Straße 35/36, Berlin

 

Katalog 29,90 €

 

Weitere Informationen

 

Verwandlungen / Den Letzten beißen die Hunde

 

29.09.2011 - 26.02.2012
täglich außer montags 11 bis 17 Uhr im Kunst-Raum und Mauer-Mahnmal-Raum des Deutschen Bundestags im Marie-Elisabeth-Lüders-Haus, Eingang Schiffbauerdamm, Berlin

 

Weitere Informationen

 

In dieser Riege fehlte bislang die 1954 in Erfurt geborene Gundula Schulze Eldowy. Vielleicht, weil sie nach 1990 in Deutschland kaum präsent war. Doch die DDR kannte sie in- und auswendig; mit 18 Jahren war sie nach Ostberlin umgezogen. Später studierte sie Fotografie in Leipzig und entwickelte einen dokumentarischen Stil, dessen Sozialkritik in einem unverblümten Realismus wurzelte.

 

Gut leben von Dia-Shows

 

Sie schaute besonders gern dorthin, wo es wehtat: Raketenbestückte Panzer, die am Berliner Alexanderplatz auffahren; ein Baby, das zum Röntgen angeschnürt wird, oder der klägliche Zustand des Stadtbildes im Leipzig oder Ostberlin der 1980er Jahren. Auch existenzielle Momente faszinieren Schulze Eldowy: Farbaufnahmen während oder kurz nach Geburten im Krankenhaus, Bilder von Missgeburten oder Menschen auf ihren Totenbetten rühren an den Kern menschlichen Seins.

 

In der DDR fanden solche Bilder wenig Anerkennung; gedruckt wurden sie nirgends. Nachdem die 21-jährige 1985 den US-Kollegen Robert Frank kennen gelernt hatte, geriet sie ins Visier der Stasi. Trotzdem konnte sie von ihrer Fotografie leben: Sie präsentierte ihre Aufnahmen bei gut bezahlten Dia-Shows.


Impressionen der Ausstellung im Kunst-Raum und Mauer-Mahnmal-Raum des Deutschen Bundestags


 

Ohne Titel oder Beschreibung

 

Die meisten Arbeiten, die in der Galerie C/O Berlin zu sehen sind, entstanden in Leipzig, Dresden und Ostberlin. In der Hauptstadt der DDR entstanden die Schwarzweiß-Zyklen «Berlin in einer Hundenacht» und «Tamerlan», die als eindrucksvolle Milieustudien bereits historischen Wert besitzen. Die Farbfotografien, darunter die Krankenhausbilder, zählen zum Zyklus «Der große und der kleine Schritt».

 

Bis auf Orts- und Jahresangabe sind die Aufnahmen ausnahmslos ohne Titel oder erklärende Beschreibung. So erfährt der Betrachter meist nicht, wen genau er dort sieht oder in welchem Kontext das Motiv steht. Das ist mitunter schade, denn Neugier wecken diese Bilder allemal.