Herren-Abend im Offiziers-Kasino
Dagegen glänzt Gretchen (Isolda Dychauk) als reine Unschuld; gern in Fischaugen-Optik, von numinosem Schimmer umstrahlt. Wenn bereits die Erscheinung der Protagonisten alles sagt, kommt es auf Dialoge kaum noch an. Letzte Fragen verenden in banalem Geplänkel: «Was macht der Tod? Stirbt der Mensch ganz?» – «Die Wissenschaft besagt, dass der Tod existiert.» – «Aber das Leben gibt die gleiche Antwort.»
Noch ärger treibt es Mephisto mit seinem Schüler: «Drei Dinge binden die Frau an den Mann: Geld, Wollust und gemeinsame Haushaltsführung». Solches Altmänner-Geschwätz macht den Film zum Herren-Abend im Offiziers-Kasino.
Hintergrund
Weitere Rezensionen finden Sie in der Presseschau bei Film-Zeit.
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Das Duo infernale wühlt sich durch saufende Studenten-Horden, Berge von Plunder und Zivilisation als Schutthalde. Kein Wunder, dass Faust wie dem Publikum am Ende der Geduldsfaden reißt: Er meuchelt Mephisto und zieht heroisch von dannen – in Islands Eiswüsten.
Sowjet-Tradition der Historien-Klamotte
Alexander Sokurow gilt als legitimer Nachfolger des metaphysischen Meister-Regisseurs Andrej Tarkowski. Dessen Menschheits-Tragödien schrumpfen hier zur Butzenscheiben-Farce: Die zwei Stunden lange Zote laugt den Zuschauer so aus wie ihre überbelichtet entsättigten Bilder. Alles, was entsteht, ist wert, dass es zugrunde geht.
Damit knüpft Sokurow an die sowjetische Kino-Tradition der Historien-Klamotte an. Zugleich erweist er der von ihm verehrten deutschen Kultur seine Referenz. Das mag den mephistophelischen Kreml-Herrscher bewogen haben, diesen «Faust» mit acht Millionen Euro zu fördern: um «die russische Mentalität der europäischen Kultur nahe zu bringen», so Putin.
Nihilismus des Teufels
Das Ergebnis gibt ihm Recht: Der Film dünstet einen so schwefelsauren Nihilismus aus, dass ihn sofort der Teufel holen möge. Was in die Biennale-Jury von Venedig gefahren ist, als sie ihm 2011 den Goldenen Löwen zuerkannte, wissen nur die höllischen Heerscharen.