Sophie Quinton

Who killed Marilyn?

Cameras are a girl's best friends: Die schöne Candice (Sophie Quinton) bei einem Foto-Shooting umringt von starken Männern. Foto: © Koch Media
(Kinostart: 2.8.) Tod eines Starlets: Eine Marilyn Monroe ähnelnde Provinz-Schönheit stirbt unter mysteriösen Umständen – die ein Bestseller-Autor trickreich aufklärt. Die knifflige Krimi-Komödie gerät zum Psychogramm eines vergeudeten Lebens.

Cameras are a girl’s best friend: Martine Langevin (Sophie Quinton) träumt von einer Karriere als Film-Star – wie ihr großes Vorbild Marilyn Monroe, der sie täuschend ähnlich sieht. Immerhin hat sie es unter dem Pseudonym Candice Lecoeur bereits zum Reklame-Gesicht für die Käse-Marke «Belle de Jura» und zur Wetter-Fee im Lokal-Fernsehen gebracht. Doch sie findet einen frühen Tod.

 

Info

Who killed Marilyn?

 

Regie: Gérald Hustache-Mathieu, 102 min., Frankreich 2010;
mit: Jean-Paul Rouve, Sophie Quinton, Guillaume Gouix

 

Weitere Informationen

Kurz darauf kommt der populäre Krimi-Autor David Rousseau (Jean-Paul Rouve) in ihr Heimatdorf Mouthe – den kältesten Ort Frankreichs mitten in den Alpen. Dort will Rousseau ein Erbe antreten, das sich als wertlos erweist. Stattdessen findet er die Story für seinen nächsten Roman: Der gewiefte Schnüffler wittert, dass an Lecoeurs Ableben etwas faul ist.

 

Leichen-Fund im Niemandsland

 

Ihre von Schnee bedeckte Leiche wurde im Niemandsland zwischen der französischen und schweizerischen Grenze gefunden, so dass keine Behörde dafür zuständig ist. Die Polizei in Mouthe spricht von Selbstmord und verweigert Ermittlungen. Dabei hat der Körper Blutergüsse im Gesicht und eine Einstich-Wunde im Arm, wie Rousseau im Leichenschau-Haus feststellt.


Offizieller Film-Trailer


 

Reinkarnation von Marilyn Monroe

 

Beim Stöbern in Lecoeurs Wohnung entdeckt er ihre Tagebücher; sie hielt sich für die Reinkarnation von Marilyn Monroe. Die Analogien sind verblüffend: Beide kamen am 1. Juni zur Welt; beide waren nacheinander mit einem Sportler und einem Intellektuellen liiert; beide bekämpften ihre Depressionen mit Tabletten und Alkohol.

 

Und beide leisteten sich eine Affäre mit dem Präsidenten: die wahre Monroe mit US-Präsidenten John F. Kennedy (JFK), ihre Möchtegern-Nachfolgerin mit dem Département-Präsidenten Jean-François Burdeau (JFB). Das wurde ihr zum Verhängnis: Als Lecoeur JFB vor versammelten Provinz-Notabeln ein anzügliches Geburtstags-Ständchen vorsäuselte, hatte sie den Bogen überspannt.

 

Dichte Schnee-Decke in Klein-Sibirien

 

Für seine knifflig konstruierte Detektiv-Story über Sein und Schein hat sich Regisseur Gérald Hustache-Mathieu einen idealen Schauplatz ausgesucht. Mouthe wird «La petite Sibérie» («das kleine Sibirien») genannt: Bittere Kälte verleiht dem gottverlassenen Kaff eine mysteriöse Atmosphäre, als berge die dichte Schnee-Decke manch grauenerregendes Geheimnis.

 

Zudem scheint hier die Zeit stehen geblieben zu sein. Da wirkt plausibel, dass wie in den 1950er Jahren eine Wasserstoff-Blondine mit rassigen Kurven noch allen Männern den Kopf verdrehen kann – aus Mangel an Alternativen. Internet-Pornographie via DSL guckt hier keiner: Regelmäßig brechen die altersschwachen Telefon-Leitungen unter der Schneelast zusammen.

 

Starlet schreibt besser als Bestseller-Autor

 

Hintergrund

Weitere Rezensionen finden Sie in der Presseschau bei Film-Zeit.

 

Lesen Sie hier eine Besprechung des Films "My Week with Marilyn" von Simon Curtis mit Michelle Williams.

Doch «Who killed Marilyn?» ist weit mehr als eine «Krimi-Komödie», als die der Film vermarktet wird. Indem Krimi-Autor Rousseau mit der Hilfe von Dorf-Polizist Bruno Leloup (Guillaume Gouix) Leben und Sterben des Starlets minutiös rekonstruiert, entsteht zugleich das Psychogramm einer vergeudeten Existenz: einer Frau mit etlichen Talenten, die vieles hätte erreichen können – wäre sie nicht im Phantasma gefangen gewesen, eine wiedergeborene Hollywood-Diva zu sein.

 

Das kostete sie den Kopf. Der zu wesentlich mehr taugte, als nur mit verführerischem Augenaufschlag die Wettervorhersage in TV-Kameras zu hauchen, wie der Bestseller-Autor bei der Lektüre ihrer Tagebücher anerkennend feststellt: Lecoeur schreibt viel besser als er.