GmbH geht nach zwei Jahren pleite
Trotz sagenhafter Produktivität stand er jedoch einem Massen-Erfolg selbst im Weg: Van de Velde lehnte industrielle Herstellung strikt ab und beharrte darauf, Entwürfe auf seine Kunden individuell abzustimmen. Ließ er Kleinserien anfertigen, waren sie für Normalkäufer zu teuer.
Ein Ausflug ins Geschäftsleben endete fatal: Seine mit deutschem Partner 1898 gegründete GmbH war zwei Jahre später pleite. Van de Velde verlor die Rechte an all seinen Entwürfen; mit Geld konnte er schlecht umgehen.
Gropius als Nachfolger empfohlen
1902 kam er als «künstlerischer Berater des Großherzogs» nach Weimar. Hier konnte er nach seinen Vorstellungen eine Kunst- und Kunstgewerbe-Schule bauen lassen; dort angefertigte Dinge dienten als Prototypen für Glas- und Keramik-Hersteller im Fürstentum. Zugleich gestaltete van de Velde das Nietzsche-Archiv und einige Villen im Umland aus. Ehrgeizigere Vorhaben, etwa Theater-Bauten in Weimar oder Paris, blieben dagegen Luftschlösser.
Nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs wurde van de Velde als «feindlicher Ausländer» diffamiert. Er kündigte als Direktor der Kunstgewerbeschule und empfahl zum Nachfolger einen gewissen Walter Gropius; der sollte 1919 das Bauhaus gründen.
Impressionen der Ausstellung in der Kunstsammlung Jena
700 Exponate inkl. Vorläufer + Schüler
Für van de Velde begann eine unstete Zeit: Er zog in die Schweiz, die Niederlande und kehrte 1925 in seine Heimat zurück. Dort baute er in Brüssel «La Cambre» auf; bis heute Belgiens führende Kunst- und Design-Hochschule. In den Folgejahren wurden seine Entwürfe immer sachlicher, ohne sich der Diktatur des rechten Winkels im international style zu unterwerfen.
Hintergrund
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und hier ein Bericht über die Ausstellung "Architekturträume des Jugenstils - Joseph Maria Olbrich" mit prachtvollen Original-Entwürfen in der Kunstbibliothek, Berlin
Denkmal für Carl-Zeiss-Mitgründer
Dagegen finden sich in der Ausstellung «Der ewige Wanderer: Henry van de Velde in Jena» neben ein paar Skizzen und Buchkunst-Beispielen nur ein wichtiges Werk von ihm. Nach seinen Plänen wurde 1911 ein Monumental-Denkmal für Ernst Abbe eingeweiht, den Mitgründer der Carl-Zeiss-Werke: mit Bronze-Reliefs des belgischen Bildhauers Constantin Meunier und einer Herme von Max Klinger.
Für die Jenaer Kunstsammlung Anlass genug, um allerlei Werke beider Künstler auszustellen. Dazu Grafiken des Expressionisten Ernst Ludwig Kirchner, der mit van de Velde eng befreundet war, sowie Gemälde des Schweizers Ferdinand Hodler – weil er ein Auftragswerk für die «Gesellschaft der Kunstfreunde» anfertigte, deren Mitglied Rudolf Eucken van de Velde gut kannte.
Dieses Potpourri bietet zwar einen detaillierten Einblick in das Jenaer Kulturleben um 1900, hat aber mit van de Veldes Werk wenig zu tun. Das können im Lauf des Jahres die übrigen 23 Ausstellungen in der Region wieder wett machen.