Sandra Bullock

Taffe Mädels

Special Agent Sarah Ashburn (Sandra Bullock) und Det. Shannon Mullins (Melissa McCarthy). Foto: © 2013 Twentieth Century Fox
(Kinostart: 4.7.) Shannon und Sarah sind ungleiche Partnerinnen. Aber sie müssen sich zusammenraufen. Paul Feig versucht mit „Taffe Mädels“ eine klassische Polizisten-Story als weibliche Buddy-Komödie zu inszenieren. Das ist leider nur mäßig lustig.

Fängt doch eigentlich ganz vielversprechend an. Zum Retro-Vorspann in Split-Screen-Optik läuft der Song „Fight the Power“ von den Isley Brothers. Die autoritätskritischen Lyrics sind in satten seventies soul gebettet, man erwartet mindestens eine Hommage an Blaxploitation-Thriller oder die düstere Polizeidramen des New Hollywood. Doch der Film, der im Original „The Heat“ heißt, erweist sich nur als flache Komödie.

 

Info

Taffe Mädels

 

Regie: Paul Feig

118 Min., USA 2013

mit: Sandra Bullock, Melissa McCarthy, Marlon Wayans, Demian Bichir, Michael Rapaport

 

Weitere Informationen

Der deutsche Titel hätte Warnung genug sein können: „Taffe Mädels“. Mädel Nummer eins ist Sarah Ashburn (Sandra Bullock). Als überambitionierte FBI-Agentin bemüht sie sich um den nächsten Karrieresprung. Doch ihr Chef Hale (Demián Bichir) erwartet von der so arroganten wie autistischen Streberin eine Bewährungsprobe und schickt sie von New York nach Boston, wo sie einige Morde im Drogenmilieu aufklären soll.

 

Kompetenzgerangel

 

Dort gerät sie allerdings in die Quere von Shannon Mullins (Melissa McCarthy). Die Beamtin des Boston Police Department arbeitet selbst an dem Fall, in den auch ihr Bruder Jason (Michael Rapaport) verstrickt ist. Ein Kleinkrimineller, den sie vor einiger Zeit trotz aller familiären Bande hops genommen hat, um ihn vor sich selbst zu schützen. Zur allgemeinen Verwirrung sind auch noch zwei geheim ermittelnde DEA-Agenten in die Geschichte eingeschaltet.

 


Offizieller Film-Trailer


 

Mannsweiber

 

Das musikalische Einführungsthema der Autoritätskritik spiegelt sich also auch auf der Handlungsebene wieder. Leider dient das hierarchische Beziehungsgefälle nur als Struktur, um daran mehr oder minder harmlose Witzchen abgleiten zu lassen. Denn Regisseur Paul Feig interpretiert seine Protagonistinnen eben nicht als taffe Mädels im Sinne emanzipierter Weiblichkeit, sondern als Frauen, die sich wie Männer verhalten.

 

McCarthy gibt die Polizistin als massiv übergewichtigen Haudrauf. Sie liebt Handgreiflichkeiten ebenso wie die verbale Attacke. Sie ernährt sich von überlagerten Käse-Sandwichs und hortet in ihrem Kühlschrank ein Waffenarsenal. Durch und durch white trash, hat sie zwar das Herz auf dem rechten Fleck, trampelt aber durch Büro und Revier wie der sprichwörtliche Elefant. Im Zusammenspiel mit der neuen Kollegin versucht die Einzelgängerin das Schema guter Bulle böser Bulle. Dick und doof gelingt ihr schon eher.

 

Nerd ohne besondere Soft Skills

 

Denn Bullock spielt den Special Agent als nerd ohne besondere soft skills. Auch sie markiert dabei den eher maskulinen Ermittler. Sie vertraut lieber auf Psychologie und Logik, wird von ihren Ansprüchen aber meist in die falsche Richtung gelenkt. Ihre Weiblichkeit versucht sie hinter strenger Kleidung zu verstecken, doch vor Mullins kann sie nicht verbergen, dass sie unter frigider Einsamkeit leidet.

 

Hintergrund

 

Weitere Rezensionen finden Sie in der Presseschau bei Film-Zeit

 

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„Taffe Mädels“ bedient Klischee über Klischee, nicht ohne dass einige Gags sogar zünden würden. Allerdings kann sich der Film nie wirklich zwischen Schenkelklopfern wie der „Nackten Kanone“ und authentischem Cop-Drama entscheiden. Und letztlich werden die Autoritätsprobleme sogar auf Casting-Ebene deutlich, denn Melissa McCarthy spielt ihre Kontrahentin locker an die Wand.

 

Mäßig komische Regieeinfälle

 

Die durch die TV-Serie „Gilmore Girls“ bekanntgewordene Stand-up-Komödiantin hat die Darstellung ihres Filmcharakters weitaus besser im Griff als Sandra Bullock, die sich hauptsächlich ins Grimassieren flüchtet. Paul Feig garniert seinen Streifen überdies mit diskriminierenden bis sexistischen Sprüchen oder mäßig komisch Regieeinfällen, wie einer holprig choreografierten Tanzeinlage zu Deee-Lites „Groove is in the Heart“ – einer Disco-Ode an das Gefühl der Verliebtheit.

 

Und so macht der Film auch nicht halt vor rührseligen Annäherungen der ungleichen Partner, die während der Ermittlung an ihren Aufgaben und ihren persönlichen Schwächen scheitern, aber natürlich zu einem am Ende siegreichen Team zusammenwachsen. Aus der Gegensätzlichkeit entwickelt sich zwischen den Mädels eine biedere Buddy-Liebe. Platonisch sauber und taff vielleicht, aber alles andere als tough.