Mads Mikkelsen

Bronson wirkte wie aus der Hölle

Mads Mikkelsen in Cannes 2013; Foto: Wikipedia/ Olivier06400
In "The Salvation" spielt Mads Mikkelsen einen klassischen Western-Helden: den einsamen Rächer. Dabei orientierte er sich weniger an Clint Eastwood als am maulfaulen Charles Bronson, erzählt der dänische Schauspieler im Interview.

Hr. Mikkelsen, einmal ein Westernheld sein – davon träumt doch gewiss jeder Junge und jeder Schauspieler, oder?

 

Als Junge habe ich mir lieber Kung-Fu-Filme angeschaut; ich war ein totaler Bruce-Lee-Fan. Western fand ich natürlich auch cool. Als das Angebot für „The Salvation“ bekam, hat mich das schon angemacht; aber ich will nicht behaupten, dass damit ein Kindheitstraum für mich in Erfüllung gegangen wäre.

 

Beeindruckt von „Erbarmungslos“

 

„The Salvation“ wirbelt den Staub klassischer Italo-Western auf. Haben Sie sich für Ihre Rolle als wortkarger Racheengel von Sergio Leones Filmen mit Clint Eastwood inspirieren lassen?  

 

Info

 

The Salvation

 

Regie: Kristian Levring,

90 Min., Dänemark 2014;

mit: Mads Mikkelsen, Jeffrey Dean Morgan, Eva Green

 

Website zum Film

 

Bestimmt hat Sergio Leone seine Spuren auch bei uns hinterlassen. Doch mehr beeindruckt hat mich Eastwood in seinem eigenen Film „Erbarmungslos“ („Unforgiven“) von 1992. Wahrscheinlich ist das mein Lieblingswestern, was nicht heißt, dass ich mir Eastwood zum Vorbild genommen hätte. Schon eher Charles Bronson, der ein Gesicht hatte, als wäre er gerade der Hölle entstiegen.

 

Bronson war nie ein Freund vieler Worte. Wer Sie neben „The Salvation“ auch in „Walhalla Rising“ oder „Michael Kohlhaas“ gesehen hat, könnte das auch von Ihnen denken.

 

Keineswegs; ich habe ebenso schon Typen gespielt, die mit dem Reden gar nicht mehr aufhören wollen, etwa in „Pusher“ (1996) oder „Dänische Delikatessen“ (2003). Es hängt also immer vom jeweiligen Film ab; bei einem Western spielen nun einmal Landschaften eine bedeutende Rolle. Ich bin ein großer Fan davon, Geschichten mit ausdrucksstarken Bildern zu erzählen. Da stört es eher, wenn zu viel geredet wird.


Offizieller Filmtrailer


 

Es war einfach eine wilde Zeit

 

Gehört die Darstellung exzessiver Gewalt ebenso zum Genre?

 

Es gibt verschiedene Formen von Gewalt; ich fand zum Beispiel „Brokeback Mountain“ (2005) von Ang Lee auch ziemlich brutal. Der Wilde Westen heißt ja nicht von ungefähr so: Die Menschen kämpften ums tägliche Überleben. Gewiss haben sie sich nicht ständig gegenseitig abgeknallt; aber weil sie allein der Wildnis ausgesetzt waren, mussten sie auch fähig sein, eine Waffe abzuschießen, um sich vor Wölfen und Banditen zu schützen. Es war einfach eine wilde Zeit.

 

Wie der Titel „The Salvation“ schon verrät, geht es um Erlösung durch Rache. Im Kino funktioniert das gut, aber in Wirklichkeit?

 

Da sollte man andere Lösungswege finden – zumindest in einer zivilisierten Gesellschaft wie in Europa will man Rache möglichst vermeiden. Manchmal aber glaubt jemand, das Justizsystem habe versagt, und er müsse das Gesetz selbst in die Hand nehmen. Das passiert hin und wieder; im Kino will man sowieso, dass die Gerechtigkeit am Ende siegt.

 

Viel Zeit für Figuren-Entwicklung in TV-Serien

 

Wie lösen Sie persönliche Konflikte?

 

Hintergrund

 

Lesen Sie hier eine Rezension des Films "The Salvation - Spur der Vergeltung" - klassischer Western von Kristian Levring

 

und hier eine Besprechung des Films Die Jagd – packendes Psycho-Drama von Thomas Vinterberg mit Mads Mikkelsen

 

und hier einen Bericht über den Film "Michael Kohlhaas" - Verfilmung der Kleist-Novelle mit Mads Mikkelsen von Arnaud des Pallières

 

und hier einen Beitrag über den Film Das finstere Tal – perfekter Western in den Südtiroler Alpen von Andreas Prochaska.

 

Wenn ich jemandem im Streit eine reinhauen würde, hätte ich sofort schlechte Karten. Das käme gleich in die Schlagzeilen – mit Prominenten geht man in dieser Hinsicht anders um als mit normalen Menschen. Generell muss man sich in Situationen, in denen man Unrecht erfährt, auf die staatliche Gewalt verlassen.

 

Im Fernsehen sind Sie gerade durch „Hannibal“ zum Serienstar geworden. Füllt Kino einen Schauspieler heutzutage nicht mehr aus?

 

Ein TV-Format wie dieses bietet eine unglaubliche Gelegenheit, eine Figur zu kreieren, die man nicht anderthalb Stunden abgehandelt haben muss. Man hat viel Zeit zur Verfügung, um gewisse Charakterzüge der Figur allmählich zu entwickeln. Das ist ungemein reizvoll; aber es war vor allem das Konzept von Bryan Fuller, dem Schöpfer der Serie, das mich überzeugte und in mir den Wunsch wachrief, unbedingt dabei sein zu wollen.

 

Ich gehe weiterhin ins Kino

 

Würden Sie sagen, dass heutige Serien längst das Kino qualitätsmäßig überholt haben?

 

Es gibt Stoffe, die sich für eine Serie besser eignen; das muss aber nicht das Ende von extremen oder radikalen Kinofilmen bedeuten. Jedoch: Je teurer ein Film ist, desto mehr Publikum muss er anziehen. Dann kann man nicht so radikal vorgehen, wie man es sich vielleicht wünschen würde, weil man damit Zuschauer vergraulen könnte. Ich glaube dennoch, dass die Leute trotzdem weiterhin ins Kino gehen werden, so wie ich es auch tue.