Emilio Martínez Lázaro

8 Namen für die Liebe

Gefallenes Mädchen: Rafa (Dani Rovira) zwingt seine künftige Gattin Amaia (Clara Lago) vor der Hochzeit zu Boden. Foto: Alamode Filmverleih
(Kinostart: 11.6.) Wie Oberbayern gegen Ostfriesen: Regisseur Martínez Lázaro mokiert sich über die Unterschiede zwischen Andalusiern und Basken – so temporeich und witzig, dass seine Komödie in Spanien zum größten Kinoerfolg aller Zeiten wurde.

Auch in Spanien gibt es einen Nord-Süd-Gegensatz, der sich humoristisch ausschlachten lässt. Insbesondere Andalusien und das Baskenland sind sich nicht grün: Man hat andere Traditionen, anderes Wetter und spricht andere Sprachen. Das sind ideale Voraussetzungen für eine originär spanische culture clash-Komödie, die der spanische Regisseur Emilio Martínez Lázaro mit „8 Namen für die Liebe“ inszeniert.

 

Info

 

8 Namen für die Liebe

 

Regie: Emilio Martínez Lázaro,

98 Min., Spanien 2014;

mit: Clara Lago, Dani Rovira, Karra Elejalde

 

Website zum Film

 

Alles beginnt in Sevilla: In der andalusischen Hauptstadt macht die Baskin Amaia (Clara Lago) mit ihren Freundinnen Urlaub. Es sollte eigentlich ihr Junggesellinnen-Abschied werden, aber ihr Verlobter hat sie in letzter Sekunde versetzt. Entsprechend mies ist ihre Laune, als sie in einer Bar auf den geschniegelten Sevillaner Rafa (Dani Rovira) trifft; der macht sich auch noch offensiv über Basken lustig.

 

One night stand fällt im Suff aus

 

Eine lautstarke Meinungsverschiedenheit endet in Rafas Schlafzimmer. Die kratzbürstige Amaia ist allerdings völlig betrunken, fällt sofort in Tiefschlaf und verlässt am nächsten Morgen grußlos die Wohnung. Das wurmt den egozentrischen Schönling gewaltig. Als Rafa ihre Handtasche findet, die sie vergessen hat, reist er ihr spontan hinterher, um sie doch noch zu erobern.

Offizieller Filmtrailer


 

Haarmähne ab, piercing ins Ohr

 

Der Sevillaner hat Andalusien noch nie zuvor verlassen. Sein Empfang im Baskenland fällt arg frostig aus, denn Amaia kann sich kaum an ihn erinnern. Jedoch verzögert sich Rafas Rückreise, da er versehentlich im Gefängnis landet, wo er sich aus lauter Furcht vor seinen Mitgefangenen als baskischer Untergrundkämpfer ausgibt.

 

Dann bekommt er doch noch eine zweite Chance bei Amaia: Ihr lange abwesender Vater Koldo (Karra Elejalde) taucht plötzlich auf und will sie unbedingt bis zur Hochzeit begleiten. Nun soll Rafa bis zu Papas Abreise den Verlobten spielen; dafür muss er sich in Windeseile in einen echten Basken verwandeln. Seine geliebte Haarmähne wird gestutzt; stattdessen kommt ein piercing ins Ohr, damit er im vermeintlichen Feindesland nicht auffällt.

 

Zehn Millionen Zuschauer in Spanien

 

Gerade in Krisenzeiten brauchen Menschen etwas zum Lachen: In Spanien war diese Komödie 2014 ein sagenhafter Publikumshit – mit mehr als zehn Millionen Zuschauern wurde sie zum erfolgreichsten heimischen Film aller Zeiten. Aber ihre Witze zünden auch außerhalb der iberischen Halbinsel: „8 Namen für die Liebe“ ist wirklich gelungen.

 

Temporeich und witzig fährt Regisseur Martínez Lázaro so ziemlich alle Klischees auf, die über Andalusier und Basken im Umlauf sind, wobei beide Seiten gleichermaßen ihr Fett wegkriegen. Der Sevillaner Rafa ist ein latin lover wie aus der telenovela: ein echter Aufreißer und Maulheld mit albernen Klamotten und Frisuren. Gegen ihn wirken die raubeinigen, dunkel gekleideten Basken wie Höhlenmenschen.

 

Falsche Mutter für falschen Schwiegersohn

 

Hintergrund

 

Weitere Rezensionen finden Sie in der Presseschau bei Film-Zeit.

 

Lesen Sie hier eine Besprechung des Films "Fliegende Liebende" - ultimative Sommer-Komödie von Pedro Almodóvar

 

und hier einen Bericht über den Film “Monsieur Claude und seine Töchter” – französische Multikulti-Komödie von Philippe de Chauveron

 

und hier einen Beitrag über den Film “Die schönen Tage”  – Liebes-Drama von Marion Vernoux mit Fanny Ardant + jungem Liebhaber

 

Auch Amaia macht mit Topfhaarschnitt und ausgeleierten T-Shirts optisch keine gute Figur. Aber das sind nur Äußerlichkeiten. Schnell identifiziert sich Rafa so sehr mit seiner Rolle, dass er sich acht Nachnamen gibt, wie es sich für Basken gehört, und es zum Anführer einer gewalttätigen Demo für ein unabhängiges Baskenland bringt.

 

Er tut alles, um als falscher Schwiegersohn in spe Amaias Vater zu gefallen; dazu besorgt er sich sogar eine falsche Mutter, die ausgerechnet eine Südspanierin im baskischen Exil ist. Dabei macht ihm das reichhaltige Essen im Norden zu schaffen, und die Heiratspläne gehen ihm doch zu schnell; zumal er nur den Platz eines Anderen einnehmen soll.

 

Der Widerspenstigen Zähmung

 

Währenddessen bewegt sich etwas bei Amaia: Sie merkt, wie sehr sich Rafa um sie bemüht. Überdies versöhnt sie sich mit ihrem Vater; die Widerspenstige wird also ein wenig gezähmt. All das erzählt der Film rasant mit viel Sinn für Situationskomik und geistreichen Dialogen, die sich offenkundig an Klassikern der screwball comedy orientieren.

 

Getragen wird die Geschichte vor allem von wunderbaren Darstellern, etwa dem in Spanien berühmten comedian Dani Rovira oder dem baskischen Theater-Star Elejalde. Sie hauchen mit Spaß, Sympathie und Selbstironie ihren Figuren wirkliches Leben ein. Das funktioniert überall auf der Welt, und nicht nur einmal; die Fortsetzung ist bereits in Vorbereitung.