Artikel von Oliver Heilwagen (424)

Jahrgang 1968, Studium der Geschichte, Philosophie und Volkswirtschaft in Göttingen, Bordeaux, Berlin und Moskau. Rundfunk-Volontariat, danach Redakteur und/oder Autor für diverse Medien, u.a. bei F.A.Z., Die Welt, Der Tagesspiegel, Berliner Zeitung, Deutschlandradio, Netzeitung und kultiversum - Die Kulturplattform. Mitgründer und seit 2011 V.i.S.d.P von Kunst+Film. Interessen: Alte Meister, ost- und außereuropäische Kunst sowie Autorenfilme mit dem, was früher "gesellschaftliche Relevanz" hieß.

Alle Autoren bei kunstundfilm.de

Tarik Saleh

Die Kairo-Verschwörung

(Kinostart: 6.4.) Stasispitzel an der Elite-Uni: Ein Novize gerät in Machtkämpfe an der Al-Azhar, quasi dem Vatikan des Islam. Der packende Klerikal-Politthriller von Regisseur Tarik Saleh bietet einzigartige Einblicke in orientalisches Denken und Handeln, die so noch nie im westlichen Kino zu sehen waren. ...weiter

Lars Kraume

Der vermessene Mensch

(Kinostart: 23.3.) Premiere für einen vergessenen Völkermord: Dieser Spielfilm ist der erste über das deutsche Kolonialreich – am Beispiel des Genozids an den Herero. Ihn bereitet Regisseur Lars Kraume bewundernswert differenziert auf; samt Sündenfall der Ethnologie für rassistische Ziele. ...weiter

73. Berlinale

Zeit für Schwarmintelligenz

Berlinale goes gaga: Der Goldene Bär ging an eine Doku über eine Psychiatrie-Klinik auf dem Wasser. Im Wettbewerb gaben Newcomer und Nobodys den Ton an; Glamour war gestern. Die Retrospektive überraschte mit hochwertiger Filmauswahl durch Praktiker – ein Vorbild für andere Sektionen. ...weiter

Frankfurt am Main

Chagall – Welt in Aufruhr

Shtetl als Karneval der Lebenslust: Mit fliegenden Bräuten, Kühen und Clowns half Marc Chagall den Deutschen, nach 1945 den Holocaust zu bewältigen. Nun präsentiert die Schirn ihn mit Bildern der 1930/40er Jahre als hellsichtigen Beobachter der Epoche – diese Deutung überzeugt nur teilweise. ...weiter

Cécile de France + Vincent Lacoste

Verlorene Illusionen

(Kinostart: 22.12.) Die Geburt der Massenmedien aus dem Geist der Korruption: Der Held von Balzacs Roman-Klassiker steigt zum skrupellosen Starjournalisten auf, bis er zu hoch pokert. Das verfilmt Regisseur Xavier Giannoli als umwerfend sinnliches Sittenbild für die Youtube-Generation. ...weiter

Kad Merad

Ein Triumph

(Kinostart: 15.12.) Warten auf Godot hinter Gittern: Ein erfolgloser Schauspieler probt mit Häftlingen absurdes Theater. Das wunderbar differenzierte Gruppen-Porträt von Regisseur Emmanuel Courcol bringt Gefängnisalltag in allen Facetten näher – zurecht als beste europäische Komödie 2020 prämiert. ...weiter

Thomas von Steinaecker

Werner Herzog – Radical Dreamer

(Kinostart: 27.10.) Die Welt als Abenteuerspielplatz – ihn hat Werner Herzog bis an die Grenzen des Sichtbaren ausgelotet. Höhepunkte seines Riesenwerks von 70 Filmen lässt Thomas von Steinaeckers Doku unprätentiös Revue passieren; eine wunderbare Würdigung zum 80. Geburtstag. ...weiter

Cem Kaya

Liebe, D-Mark und Tod – Aşk, Mark ve Ölüm

(Kinostart: 29.9.) Zwölf Goldene Schallplatten, aber nie in der deutschen Hitparade: Die Musik türkischer Migranten spielt in einem Paralleluniversum. Ihre Geschichte breitet die Doku von Regisseur Cem Kaya als launiges Patchwork aus – eine faszinierende Expedition ins Unbekannte. ...weiter

Kassel

documenta fifteen: Hallenbad Ost, St. Kunigundis und Hübner-Areal

Zeit für eine vorläufige Bilanz: Der Antisemitismus-Skandal belegt, wie hartnäckig das Kunst-Establishment an Privilegien festhält. Das davon unbeeindruckte Publikum erfreut sich an farbenfroh exotischen Bilderwelten, etwa von Taring Padi aus Java und Atis Resistanz aus Haiti. ...weiter

Berlin

Werner Herzog

Jeder für sich und Gott gegen alle: In 60 Jahren hat Werner Herzog rund 70 Filme gedreht – als Einzelkämpfer. Die Gedenkschau der Deutschen Kinemathek zum 80. Geburtstag fällt nach gelungenem Auftakt stark ab; sie setzt zu sehr auf Digital-Gadgets anstatt auf ekstatische Wahrheiten. ...weiter