Wien

1000 Jahre Inkagold

1000 Jahre Inkagold. Foto: Novomatic Forum, Berlin
Was von El Dorado übrig blieb: Vom Gold der Inkas haben die spanischen Eroberer kaum etwas unversehrt gelassen. Eine peruanische Wanderausstellung mit 90 kostbaren Objekten macht nun Station in Wien - und erklärt ihre fremdartige Kultur.

Kein Kulturschatz ist jemals so gründlich vernichtet worden wie das Gold und Silber der Inkas. Für sie waren Edelmetalle Geschenke der Sonne, zur Verehrung der Götter bestimmt – Geld kannten sie nicht. Die Spanier interessierte nur ihr Tauschwert: Mehr als 180.000 Kilo Gold und 16 Millionen Kilo Silber sollen sie den Inkas im Lauf der Jahre geraubt haben.

 

Info

1000 Jahre Inkagold

 

22.10.2010 - 27.02.2011
täglich 10 bis 18 Uhr

im Novomatic Forum, Wien

 

Weitere Informationen

 

Angefangen mit Eroberer Francisco Pizarro, der 1532 vom gefangenen Inka-Herrscher Atahualpa einen 50 Kubikmeter großen Raum voller Gold und Silber abpresste – um ihn danach doch zu ermorden. Über Pizarros Heerführer, die auf Schatzsuche marodierend durch das Inka-Reich zogen, bis zu den Vizekönigen der spanischen Krone im heutigen Peru.

 

Nicht Gewicht, sondern Glanz + Dekor zählten

 

Allein um Atahualpas Lösegeld einzuschmelzen, brannten die Öfen 34 Tage lang. Für die Inka zählte nicht das Gewicht, sondern der Glanz und die Verarbeitung eines Objekts: Viele waren aus hauchdünnem Goldblech getrieben und aufwändig ziseliert. Bedenkt man, dass die Spanier für einen Barren Gold oft Hunderte von Schmuckstücken einschmolzen, kann man ermessen, welche ungeheure Menge an Kunstgegenständen dabei verloren gegangen ist.


Impressionen der Ausstellung


 

Größter Glücksspiel-Konzern Europas

 

Der Habgier der neuen Herren entging kaum etwas. Von den märchenhaft reichen Goldschätzen der Inkas ist daher nur wenig erhalten. Die meisten Stücke werden in peruanischen Museen aufbewahrt. Eine seltene Gelegenheit, präkolumbisches Gold in Europa zu sehen, bietet die Wanderausstellung des Museo Oro del Perú in Lima. Sie tourt seit Jahren durch Mitteleuropa; nun wird sie in Wien gezeigt.

 

Die Hausherren des Novomatic Forum kennen sich mit Gold gut aus: Europas größter Glücksspiel-Konzern betreibt 800 Spielhallen und Casinos. Im früheren «Verkehrsbureau», einem denkmalgeschützten Jugendstil-Bau gegenüber der «Secession», kassiert das Unternehmen 15 Euro Eintritt. Dafür wird dem Besucher einiges geboten.

 

90 goldglänzende Artefakte

 

Ihn erwarten auf engstem Raum nicht nur 90 goldglänzende Artefakte, sondern auch eine Einführung in Geschichte und Sozialstruktur der Inkas. Die erklären kompakte Texte an den Wänden, während in Vitrinen mittig im Raum die Kunstwerke präsentiert werden. Jedes einzelne wird ebenfalls ausführlich erläutert. So entsteht beim Rundgang ein anschauliches Bild dieser fremdartigen Kultur, die gewaltsam ein abruptes Ende fand.

 

Als die Spanier kamen, steckte das Inka-Reich bereits in einer tiefen Krise. Aus der Karibik eingeschleppte Krankheiten rafften die Bevölkerung dahin. Zudem hatte Atahualpa zuvor einen erbitterten Bürgerkrieg gegen seinen Bruder Huáscar geführt und dabei einen Großteil des Herrscherhauses und der Generalität ausgelöscht. Wegen dieser inneren Zerrüttung bekam Pizarro mit nur rund 200 Mann das Riesenreich in seine Gewalt – wobei die Kämpfe bis 1572 dauerten.

 

Vielvölkerstaat mit 200 Ethnien

 

Ohnehin waren die Inka selbst Eroberer: Von ihrem Stammland um die südperuanische Stadt Cuzco hatten sie erst ab Anfang des 15. Jahrhunderts die Andenregion unter ihre Kontrolle gebracht. Sie herrschten über einen Vielvölkerstaat mit 200 Ethnien, die durch Beamten und ein rigides Tribut-System in Schach gehalten wurden. Dabei griffen die Inka auf viele kulturelle Traditionen der Unterworfenen zurück. Das ist an den Exponaten der Schau ablesbar: Die wenigsten Stücke wurden von den Inka selbst hergestellt, die meisten von anderen Völkern.

 

Etwa die prächtige Totenmaske, die der Ausstellung als Signet dient: Sie stammt aus der Lambayeque-Kultur, die um das Jahr 1000 die bedeutendste in Peru war. Ihre Angehörigen bestatteten ihre Fürsten aufwändig geschmückt in halb aufrecht sitzender Haltung.

 

Zeremonial-Messer für Menschenopfer

 

Goldenes war stets dem Adel, hohen Würdenträgern und kultischen Handlungen vorbehalten. Etwa das so genannte Tumi: Mit diesem sichelförmigen Zeremonial-Messer schnitten Priester bei Menschenopfern das Herz aus der Brust. Dagegen zeigten voluminöse Kopfbedeckungen und Nasenplatten den Rang ihres Trägers an. Oft wurden daran zahlreiche Plättchen befestigt: Ihr Klang sollte böse Einflüsse abwehren.

 

Allerdings beschränkt sich die Schau nicht auf Pretiosen: Zu sehen sind auch fein gewobene Stoffe, ein Statussymbol der Mächtigen, und Gegenstände aus Ton wie Antara-Flöten der Nasca-Kultur. Sie gleichen europäischen Panflöten. Deren ununterbrochenes Säuseln hüllt die Schau in einen etwas penetranten Klangteppich ein. Als nähmen die Inkas akustische Rache dafür, dass die Europäer ihr El Dorado zerstörten.