Natürlich ist der Titel reiner Etikettenschwindel. Li Cunxin ist weder der erste noch der letzte Weltklasse-Tänzer aus dem kommunistischen China. Und mit dem Großen Vorsitzenden hat er so viel oder wenig zu tun wie 1,6 Milliarden seiner Mitbürger.
Info
Maos letzter Tänzer
Regie: Bruce Beresford
117 Min., Australien 2009
mit: Chi Cao, Bruce Greenwood, Joan Chen
Durchbruch in Houston
Der Sohn armer Bauern wird von Talentsuchern entdeckt und nach Peking auf die Ballettakademie geschickt. Dort erwartet ihn harter Drill – aber auch die Chance, am Ende seiner Ausbildung für ein Austauschjahr in die USA zu reisen. In Houston erlebt Li seinen Durchbruch als Tänzer. Bald will er den american way of life nicht mehr missen.
Video-Interview mit Li Cunxin auf Englisch
Differenziertes Bild des Alltags
Das missfällt den Kadern im chinesischen Konsulat. Sie sperren ihn ein und setzen ihn unter Druck. Als Washington interveniert, kommt Li frei, darf aber nicht mehr zurück in seine Heimat. Er heiratet und verfolgt seine Tanz-Karriere im Westen. Erst die allmähliche Öffnung Chinas löst auch sein Familiendrama: Seine Eltern können ihn in Houston besuchen. Heute lebt Li als Börsenmakler in Australien.
Das konventionelle Biopic setzt auf prächtig inszenierte Tanz-Szenen und große Gefühle, enthält sich aber rührseligen Kitsches. Und jeder Polit-Propaganda: Anstelle von Commie-Bashing zeichnet Regisseur Bruce Beresford ein differenziertes Bild des chinesischen Alltags im Spätmaoismus und danach.
Ebenso wenig erscheinen die USA als Gelobtes Land: Lis Kulturschock bei der Ankunft wird ausgiebig dargestellt. So weitet sich seine Lebensgeschichte zum einfühlsamen Porträt einer ganzen Generation, die auf Chinas Achterbahnfahrt von der Kulturrevolution zum Manchester-Kapitalismus gehörig ins Schlingern kommt.