Seit seinen Anfängen als «Neuer Wilder» sitzt Albert Oehlen der Schalk im Nacken. Er nennt seine Malerei «postungegenständlich» und tauft ein Bild schon mal «Selbstporträt mit verschissener Unterhose und blauer Mauritius». Auch im Essl Museum treibt er Schabernack.
Info
Schönes Klosterneuburg -
Albert Oehlen hängt Bilder der Sammlung Essl
10.09.2010 - 08.05.2011
täglich außer montags 10 bis 18 Uhr, mittwochs bis 21 Uhr
im Essl Museum, An der Donau-Au 1, Klosterneuburg bei Wien
Das rechte Auge ausreißen
Als Motto benutzt er eine Bibelstelle: «Und wenn dich dein Auge ärgert, so reiße es aus». Schlawiner Oehlen zitiert arg verkürzt. Matthäus 5,29 lautet bei Luther wörtlich: «Wenn Dich aber Dein rechtes Auge zum Abfall verführt, so reiße es aus und wirf´s von Dir» – um einem Ehebruch vorzubeugen.
Impressionen der Ausstellung
Grandiose österreichische Pop-Art
Zur Selbstverstümmelung besteht kein Anlass. Grandios die vier frühen Bilder des österreichischen Pop-Artisten Christian Ludwig Attersee: Seine surreal-bunten Tortenstücke, Suppenkellen und Hunde-BHs haben an Frische nicht verloren.
Ebenso überrascht der vielgeschmähte Friedensreich Hundertwasser mit drei Gemälden aus den 1950ern ohne Kitsch-Hautgout. Sie harmonieren nicht nur mit einer Alu-Scheibe von Anish Kapoor, die ihre Farbe je nach Blickwinkel ändert, sondern auch mit duftigen Abstraktionen von Wolfgang Hollegha.
Besser kuratieren als kalauern
Nur Oehlens «Entdeckung» Martha Jungwirth enttäuscht: Ihre gestischen Kritzeleien in Öl wirken beliebig. Auch zwei banale Bilder von Oehlens Lehrer Sigmar Polke und ein Drei-Meter-Mann von Georg Baselitz können qualitativ nicht mithalten.
Oehlen hat eine in sich schlüssige Schau komponiert, die dem genius loci Tribut zollt und spannende Entdeckungen erlaubt. Er mag so viel kalauern, wie er will – vom Kuratieren versteht er etwas.