Hamburg

Rodney Graham: Through the Forest

Rodney Graham (*1949) Rheinmetall / Victoria 8, 2003 Auflage/Edition of: 5 + A.P. Credit line:Col·lecció d'Art Contemporani de la Fundació "la Caixa", Barcelona Copyright: Rodney Grahm 2009
Glanz und Elend der Konzept-Kunst: Die Kunsthalle richtet dem Kanadier eine opulente Retrospektive aus. Doch seine willkürlichen Zitate aus der Weltkultur ergeben ein beliebiges Glasperlenspiel.

Rodney Graham ist der unersättliche Allesvertilger der Gegenwartskunst. Geschichte, Literatur, Wissenschaft, Musik, Pop-Kultur: Nichts ist sicher vor seiner «appropriation art». Seine Kunst der Aneignung kennt keine Grenzen von Genre oder Medium. Bücher, Filme, Installationen, Dioramen, sogar die gute alte Malerei gehen ihm leicht von der Hand.

 

Info

Rodney Graham: Through the Forest

 

22.10.2010 - 30.01.2011
täglich außer montags

10 bis 18 Uhr, donnerstags bis 21 Uhr in der
Hamburger Kunsthalle, Glockengießerwall

 

Weitere Informationen

Die Kunsthalle zeigt nun eine große Werkschau, die zuvor in Barcelona und Basel zu sehen war. Schon der Titel «Through the forest» führt tief ins Dickicht von Grahams Privatkosmos. Bei der Lektüre von Georg Büchners Novelle «Lenz» fiel ihm auf, dass diese Worte zwei Mal an Stellen auftauchten, an denen der Text von einer Seite auf die nächste umläuft. Flugs konstruierte er eine «Lesemaschine» für das Phänomen – falls es jemand sehen will.

 

Manipulierte Klassiker

 

Graham manipuliert oft Klassiker: Die Werke von Sigmund Freud baute er in einen minimalistischen Schaukasten ein. Englische Weltliteratur in französischen Ausgaben übersetzte er zurück ins Englische. Ebenso gern plündert er Pop-Musik: Er hat 100 Platten-Cover schwarz übermalt und ein Konzert von Pink Floyd nachgestellt. 1969 bewarf ein Musiker einen Gong mit Kartoffeln – Graham macht aus dieser Anekdote eine raumfüllende Installation mit Filmaufnahmen, Destilliergerät und Kartoffel-Schnaps. Fehlen nur noch Kartoffel-Chips.


Impressionen der Ausstellung


 

Erratische Kopf-Sache

 

Konzept-Kunst ist Kopf-Sache. Ohne Hintergrund-Informationen wirken die Exponate meist nichtssagend. So in dieser Retrospektive: Zusammenhanglos aufgereiht und undokumentiert, bleiben die Werke erratisch. Zumal Grahams willkürliches Herbeizitieren irgendwelcher Bezüge völlig beliebig ist – das Glasperlenspiel eines großen Kindes in der Wunderkammer der Weltkultur. Kann man machen. Kann man gucken. Kann man auch lassen.