Rodney Graham ist der unersättliche Allesvertilger der Gegenwartskunst. Geschichte, Literatur, Wissenschaft, Musik, Pop-Kultur: Nichts ist sicher vor seiner «appropriation art». Seine Kunst der Aneignung kennt keine Grenzen von Genre oder Medium. Bücher, Filme, Installationen, Dioramen, sogar die gute alte Malerei gehen ihm leicht von der Hand.
Info
Rodney Graham: Through the Forest
22.10.2010 - 30.01.2011
täglich außer montags
10 bis 18 Uhr, donnerstags bis 21 Uhr in der
Hamburger Kunsthalle, Glockengießerwall
Manipulierte Klassiker
Graham manipuliert oft Klassiker: Die Werke von Sigmund Freud baute er in einen minimalistischen Schaukasten ein. Englische Weltliteratur in französischen Ausgaben übersetzte er zurück ins Englische. Ebenso gern plündert er Pop-Musik: Er hat 100 Platten-Cover schwarz übermalt und ein Konzert von Pink Floyd nachgestellt. 1969 bewarf ein Musiker einen Gong mit Kartoffeln – Graham macht aus dieser Anekdote eine raumfüllende Installation mit Filmaufnahmen, Destilliergerät und Kartoffel-Schnaps. Fehlen nur noch Kartoffel-Chips.
Impressionen der Ausstellung
Erratische Kopf-Sache
Konzept-Kunst ist Kopf-Sache. Ohne Hintergrund-Informationen wirken die Exponate meist nichtssagend. So in dieser Retrospektive: Zusammenhanglos aufgereiht und undokumentiert, bleiben die Werke erratisch. Zumal Grahams willkürliches Herbeizitieren irgendwelcher Bezüge völlig beliebig ist – das Glasperlenspiel eines großen Kindes in der Wunderkammer der Weltkultur. Kann man machen. Kann man gucken. Kann man auch lassen.