Blut, Schweiß und Tränen: Teresa Margolles verwandelt Körperflüssigkeiten in Kunst. 2002 stellte die Mexikanerin in die Kunst-Werke Berlin eine Wand, die goldbronzen glänzte – weil sie mit Körperfett bestrichen war, das reiche Landsleute sich hatten absaugen lassen. Auf der Biennale 2009 ließ sie die Böden des mexikanischen Pavillons mit Leichen-Waschwasser wischen: Spurenelemente von Toten versiegelten die Terrazzo-Böden.
Info
Teresa Margolles: Frontera
4.12.2010 - 20.02.2011
täglich außer dienstags
11 bis 18 Uhr
in der Kunsthalle Fridericianum, Kassel
Luxus und Leid
Doch allein diese Arbeit changiert schillernd zwischen Luxus und Leid, indem sie vorführt, wie beide einander bedingen. Die übrigen Exponate beschwören Tod und Verlust als factum brutum, so roh und krass wie die Gewalt selbst. Leichen-Waschwasser tropft auf beheizte Stahlplatten, verdunstet und hinterlässt Sedimente wie Kalkränder.
Video-Interview mit Kurator Rein Wolfs und Impressionen der Ausstellung
Parole «Ya Basta Hijos de Puta»
Zwei Mauern, vor denen Opfer des Drogenkriegs in Mexiko erschossen wurden, weisen Einschusslöcher wie Wundmale auf. Einen Schnitt in die Saalwand kleisterte Margolles mit dem Körperfett von Ermordeten zu. Gegenüber hat sie die Parole «Ya Basta Hijos de Puta» in die Wand gemeißelt – die Worte «Genug, ihr Hurensöhne» trug der Rumpf einer Enthaupteten in Tijuana.
Margolles´ minimalistische Installationen können faszinieren, wenn sie Relikte menschlicher Leiber zu exzentrischen Arrangements kombiniert: Ihre morbide Anmut verstört nachhaltig. Dagegen fallen die objets trouvés, die sie als Mementos für die Toten anhäuft, spürbar ab: Ihr kruder Naturalismus bedient voyeuristische Impulse, ähnlich der dubiosen Nekrophilie des «Plastinators» Gunter von Hagen.