Die Götter von Tell Halaf wurden zwei Mal gestürzt: zuerst vor 3000 Jahren, das zweite Mal am 23. November 1943. Da fiel eine Fliegerbombe auf das Privatmuseum, das Max Freiherr von Oppenheim auf eigene Kosten für seine Funde eingerichtet hatte. Die frühere Eisengießerei brannte völlig aus; in der Gluthitze zerplatzten die tonnenschweren Basalt-Kolosse in Tausende von Bruchstücken.
Info
Die geretteten Götter aus
dem Palast von Tell Halaf
28.01.2011 - 14.08.2011
täglich 10 bis 18 Uhr,
donnerstags bis 22 Uhr
im Pergamonmuseum,
Am Kupfergraben 5, Berlin
Katalog 39,95 €
Schillernder Privat-Gelehrter
Diese gigantische Puzzle-Arbeit erfüllt den letzten Wunsch von Max von Oppenheim, der vermutlich schillerndsten Persönlichkeit in der Geschichte der Archäologie. Der 1860 geborene Bankiers-Sohn schlug zunächst die Diplomaten-Laufbahn ein. Als ihn der latente Antisemitismus im Kaiserreich am beruflichen Aufstieg hinderte, gab er seiner Leidenschaft für den Orient nach und wurde Privatgelehrter.
Impressionen der Ausstellung
Reicher Impresario gründet eigenes Museum
Er residierte hochherrschaftlich in Kairo, lernte fließend Arabisch und pflegte beste Kontakte zu Beduinen-Scheichs, Prinzen und Paschas. 1899 entdeckte er auf einem Hügel in Nordsyrien die Überreste eines antiken Palastes; ab 1911 grub er Tell Halaf mit bis zu 550 Mitarbeitern systematisch aus. Sie bargen zahlreiche Monumental-Statuen aus Basalt, die etwa 1000 v. Chr. im aramäischen Fürstentum Guzana errichtet worden waren. Die Assyrer hatten den Palast des Fürsten Kapara im 9. Jahrhundert v. Chr. zerstört.
1927 einigte sich Oppenheim mit der französischen Mandatsverwaltung von Syrien auf eine Fundteilung. Nun konnte er einen Großteil der Schätze nach Deutschland ausführen. Aus Platz- und Kostengründen wollte sie das Pergamon-Museum aber nicht aufstellen. Kurzerhand gründete der reiche Impresario sein eigenes Tell-Halaf-Museum in Berlin-Charlottenburg und ließ dort den Palast von Kapara originalgetreu nachbauen; eine bei ihrer Eröffnung 1930 einzigartige Einrichtung.
Wochenschau-Werbung auf Englisch
Oppenheim warb unermüdlich dafür; sogar in Wochenschauen lud er auf Englisch zum Besuch des Museums ein. Und er konnte berühmte Gäste begrüßen, etwa den ägyptischen König Faisal I. oder die Krimi-Autorin Agatha Christie. Bis zu jenem Novembertag 1943, an dem sein Lebenswerk in Schutt und Asche versank. Drei Jahre später starb er. Doch Oppenheim blieb bis zuletzt optimistisch, dass es eines Tages wieder auferstehen werde.