Berlin

Die geretteten Götter aus dem Palast von Tell Halaf

Entdeckung der monumentalen Grabfigur am 12. März 1912. Foto: © Max Freiherr von Oppenheim-Stiftung, Köln
50 Jahre lagen sie in Trümmern, dann wurden sie neun Jahre lang zusammengeklebt: Das Pergamon-Museum zeigt 3000 Jahre alte Monumente aus Syrien - die spektakuläre Geschichte einer sensationellen Entdeckung.

Die Götter von Tell Halaf wurden zwei Mal gestürzt: zuerst vor 3000 Jahren, das zweite Mal am 23. November 1943. Da fiel eine Fliegerbombe auf das Privatmuseum, das Max Freiherr von Oppenheim auf eigene Kosten für seine Funde eingerichtet hatte. Die frühere Eisengießerei brannte völlig aus; in der Gluthitze zerplatzten die tonnenschweren Basalt-Kolosse in Tausende von Bruchstücken.

 

Info

Die geretteten Götter aus
dem Palast von Tell Halaf

 

28.01.2011 - 14.08.2011

täglich 10 bis 18 Uhr,

donnerstags bis 22 Uhr

im Pergamonmuseum,

Am Kupfergraben 5, Berlin

 

Katalog 39,95 €

 

Weitere Informationen

Bei Kriegsende galten die Schätze aus Tell Halaf als Totalverlust. Doch die Trümmer waren unmittelbar nach dem Brand geborgen und in den Depots des Vorderasiatischen Museums eingelagert worden. Dort ruhten sie völlig vergessen ein halbes Jahrhundert. Erst nach der Wende wurden sie wieder entdeckt. Von 2001 bis 2010 haben Archäologen aus 27.000 Einzelteilen die Statuen neu zusammengesetzt, die jetzt im Pergamon-Museum zu sehen sind.

 

Schillernder Privat-Gelehrter

 

Diese gigantische Puzzle-Arbeit erfüllt den letzten Wunsch von Max von Oppenheim, der vermutlich schillerndsten Persönlichkeit in der Geschichte der Archäologie. Der 1860 geborene Bankiers-Sohn schlug zunächst die Diplomaten-Laufbahn ein. Als ihn der latente Antisemitismus im Kaiserreich am beruflichen Aufstieg hinderte, gab er seiner Leidenschaft für den Orient nach und wurde Privatgelehrter.


Impressionen der Ausstellung


 

Reicher Impresario gründet eigenes Museum

 

Er residierte hochherrschaftlich in Kairo, lernte fließend Arabisch und pflegte beste Kontakte zu Beduinen-Scheichs, Prinzen und Paschas. 1899 entdeckte er auf einem Hügel in Nordsyrien die Überreste eines antiken Palastes; ab 1911 grub er Tell Halaf mit bis zu 550 Mitarbeitern systematisch aus. Sie bargen zahlreiche Monumental-Statuen aus Basalt, die etwa 1000 v. Chr. im aramäischen Fürstentum Guzana errichtet worden waren. Die Assyrer hatten den Palast des Fürsten Kapara im 9. Jahrhundert v. Chr. zerstört.

 

1927 einigte sich Oppenheim mit der französischen Mandatsverwaltung von Syrien auf eine Fundteilung. Nun konnte er einen Großteil der Schätze nach Deutschland ausführen. Aus Platz- und Kostengründen wollte sie das Pergamon-Museum aber nicht aufstellen. Kurzerhand gründete der reiche Impresario sein eigenes Tell-Halaf-Museum in Berlin-Charlottenburg und ließ dort den Palast von Kapara originalgetreu nachbauen; eine bei ihrer Eröffnung 1930 einzigartige Einrichtung.

 

Wochenschau-Werbung auf Englisch

 

Oppenheim warb unermüdlich dafür; sogar in Wochenschauen lud er auf Englisch zum Besuch des Museums ein. Und er konnte berühmte Gäste begrüßen, etwa den ägyptischen König Faisal I. oder die Krimi-Autorin Agatha Christie. Bis zu jenem Novembertag 1943, an dem sein Lebenswerk in Schutt und Asche versank. Drei Jahre später starb er. Doch Oppenheim blieb bis zuletzt optimistisch, dass es eines Tages wieder auferstehen werde.