Manchen Künstlern verhilft ein früher Tod zu unsterblichem Ruhm: Der Mythos vom Götterliebling vergoldet für immer ihren Nachlass. Anderen widerfährt das Gegenteil: Ihr Werk wird als unausgereift abgetan und gerät in Vergessenheit. Das ist Albert Weisgerber (1878 – 1915) passiert. Während Franz Marc und August Macke nach ihrem Soldatentod im Ersten Weltkrieg in den Olymp des Expressionismus auffuhren, landete Weisgerber – er fiel bei Ypern – im Massengrab der Kunstgeschichte.
Info
Albert Weisgerber: Malerei
04.12.2010 - 27.02.2011
dienstags, mittwochs 13 - 17 Uhr, donnerstags - samstags 13 - 18 Uhr, sonntags 10 - 18 Uhr im Edwin Scharff Museum, Petrusplatz 4, Neu-Ulm
Museum in St. Ingbert ohne Domizil
So facettenreich wie sein Freundeskreis war auch sein Malstil. Vom dunkeltonigen Münchener Salon-Stil ausgehend, hellte er nach 1905 seine Palette impressionistisch auf, wandte sich 1909 religiösen Sujets im Renaissance-Stil zu und integrierte in seinen letzten Jahren expressionistische Elemente. Er wollte keiner Schule angehören und suchte für alle Motive eigene Lösungen. Daher gibt es kein «typisches» Weisgerber-Bild.
Das Edwin Scharff Museum – der Hauspatron war Weisgerbers Freund – stellt nun die ganze Bandbreite seines Schaffens vor. Die 50 Gemälde sind fast die Hälfte des Bestands im Museum seiner Geburtsstadt St. Ingbert. Es hat seit 2007 kein Domizil mehr – eine Provinz-Posse eigener Art. Doch in Neu-Ulm lässt sich nun Weisgerbers Werdegang ausgezeichnet nachvollziehen.
Virtuoses Spiel mit verschiedenen Stilen
Wer die lichten Porträts seiner Frau als «Schlafende» und «Dame mit Windhund» schätzt, kann mit seinen Variationen des Hl. Sebastian wohl wenig anfangen. Und wen die flirrenden Farben des «Biergartens» begeistern, den dürften Leidensgestalten wie «Jeremias» und «Absalom II» befremden. Doch seine «Alpenlandschaft in Südtirol» mit kubofuturistischen Farbgewittern ist fraglos ein Meisterwerk. Weisgerber spielte virtuos mit den Stilen – diese Werkschau ist eine echte Wiederentdeckung.