Typisch lateinamerikanisch ist hier nichts. Mit voller Absicht: Die Kuratorin Eva-Christina Meier hat Werke ausgewählt, die diverse kulturelle Kontexte verknüpfen. Kein Wunder: Die Mehrzahl der Künstler hat an Hochschulen in Europa oder den USA studiert, einige leben auch dort.
Info
Cut & Mix: Zeitgenössische Kunst aus Peru und Chile
04.02.2011 - 17.04.2011
täglich außer montags 14 - 19 Uhr in der ifa-Galerie, Linienstraße 139/140, Berlin
Katalog 16,50 €
Wunden verheilen langsam
Chile ist 2010 der OECD beigetreten, dem Club der entwickelten Industriestaaten. Als einziges Land Südamerikas kennt es eine staatliche Kulturförderung. Auch Peru hat sich nach jahrelangem Bürgerkrieg politisch und wirtschaftlich stabilisiert. Doch die Wunden der Vergangenheit verheilen nur langsam – was in einem Werk anklingt.
Interview mit Kuratorin Eva-Christina Meier + Impressionen der Ausstellung
Abstrakt bemalte LKW + Fusion-Food aus Lima
Das Foto eines Strauchs, der als Kopf des letzten Inka-Königs zurechtgestutzt ist, wird mit Zufallsfunden aus dem Internet kontrastiert. Dagegen beschäftigt seine Landsleute, wie Peru durch Einwanderer aus aller Welt zum Schmelztiegel wird.
Hintergrund
Lesen Sie hier eine Rezension der Ausstellung "Realidad y Utopia" über zeitgenössische Kunst aus Argentinien
und hier eine Besprechung der Ausstellung "Das Verlangen nach Form - O desejo da Forma" mit Neoconcretismo + zeitgenössischer Kunst aus Brasilien, beide in der Akademie der Künste, Berlin.
AKW-Ruine in Patagonien
Derweil thematisieren Beiträge aus Chile Verbindungen nach Deutschland. Leonardo Portus stellt in Modellen ein Hochhaus vor, das Brasiliens Star-Architekt Oscar Niemeyer in Berlin errichtete. Und Mario Navarro verfolgt die Spur des Physikers Ronald Richter: Er überredete Argentiniens Staatschef Perón 1949 zum Bau eines Atomkraftwerks in Patagonien. Von diesem absurden Technologie-Transfer sind nur noch Ruinen übrig.
Anstelle von Anden-Folklore ein Potpourri radikal gegenwärtiger Kunst: Es macht die Weltläufigkeit der jungen Generation in Südamerika anschaulich. Oberflächlich betrachtet verschwindet damit jedes Lokalkolorit. Doch in den Fragestellungen und Herangehensweisen bleibt die Herkunft sichtbar.