Ein paar Kelten kennt jeder: Asterix und seine Freunde. Alle Episoden des Lebens im kleinen gallischen Dorf haben Goscinny und Uderzo getreulich festgehalten. Abgesehen davon ist über die Kelten wenig bekannt. Schuld daran sind Miraculix und seine Druiden-Kollegen: Sie haben alle schriftlichen Aufzeichnungen strikt verboten. Zumindest das weiß man genau.
Info
Die Kelten - Druiden. Fürsten. Krieger
20.11.2010 - 22.05.2011
täglich 10 bis 19 Uhr in der Gebläsehalle der Völklinger Hütte, Völklingen/ Saar
Katalog 19,90 €
Volk oder Sammel-Begriff?
Deshalb sind grundlegende Fragen bis heute ungeklärt: Waren die Gallier und die Kelten ein und dasselbe oder zwei verschiedene Völker? Woher nahmen antike Autoren die Bezeichnung «Kelten»? Noch existierende Sprachen mit keltischen Wurzeln wie Gälisch und Bretonisch kennen das Wort nicht. Verstanden sich die Kelten überhaupt als Volk oder Völker-Familie? Oder war ihr Name nur ein Sammel-Begriff der Griechen für alle Barbaren in Mitteleuropa?
Impressionen der Ausstellung
1600 Exponate im historischen Stahl-Werk
Die Forschung stochert bis heute im Schutt – den Überresten von Leichen und Beigaben, die in keltischen Gräbern aufgespürt wurden. Was man über die Kelten sagen kann, geht auf solche Grabfunde zurück. Außerdem wurden spärliche Überreste von Herrscherhäusern, Verteidigungsanlagen und sogar Opferstätten gefunden. Viele derartige Funde wurden im Gebiet des heutigen Elsass, Rheinland-Pfalz und Saarland gemacht.
Für die Völklinger Hütte ein guter Grund, den mysteriösen Ahnen eine opulente Ausstellung auszurichten: mit mehr als 1600 Exponaten die größte Kelten-Schau, die es je gab. Das historische Stahlwerk, das seit 1994 zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt, verbindet noch mehr mit den Kelten: Beide waren Meister der Eisenverarbeitung. Keltische Hieb- und Stichwaffen wurden in der gesamten antiken Welt geschätzt und gefürchtet.
Schacht-Ofen im Einweg-Verfahren
Dabei kamen die Kelten recht einfach an das begehrte Metall: Sie bauten aus Lehm einen kleinen Schacht-Ofen. Den füllten sie im Wechsel mit einem Teil Eisenerz und zehn Teilen Holzkohle. Beim Befeuern schmolz die Schlacke aus; im Ofen blieb der Eisenklumpen, die so genannte Luppe. Um sie herauszuholen, wurde der Rennofen abgerissen – ein Einweg-Verfahren.
Offenbar hat es die Kelten wohlhabend gemacht: Im Lauf der Zeit ab 800 v. Chr. wurden die Grabbeigaben zunehmend kostbarer. Dabei ereignete sich um 480 v. Chr. ein scharfer Kulturbruch. Die so genannte Hallstatt-Kultur verschwand schlagartig, stattdessen erschien die Latène-Kultur, die in verschiedene Phasen unterteilt wird – beide Kulturen sind nach ihren Hauptfundorten benannt.
Brand- anstelle von Köper-Bestattung
Die Latène-Leute machten alles anders als ihre Vorgänger: Sie verließen die alten Zentren und siedelten andernorts. Sie ersetzten die Körper- durch die Brand-Bestattung. Sie begruben ihre Fürsten nun individuell; nicht mehr wie zuvor in der Mitte eines Hügels, um den herum seine Gefolgsleute ihre letzte Ruhe fanden. Sie kopierten nicht mehr geometrische Ornamente aus dem Mittelmeer-Raum, sondern entwickelten ihren eigenen Stil aus organischen und vegetabilen Elementen. Was diese Kulturrevolution ausgelöst hat, bleibt ein Rätsel.