Aus Budapest über Berlin nach Hollywood: Mit Schnappschüssen voller Dynamik veränderte der ungarische Fotograf die Bilderwelt. Seine aufregende Retrospektive wird nun in der Versicherungskammer Bayern gezeigt.
Mit ihm kam Bewegung in die statische Welt der Fotos. Martin Munkácsi revolutionierte in den 1920/30er Jahren nicht nur die Sport- und Modefotografie. Er brachte auch die Prinzipien des «Neuen Sehens» einem Massenpublikum nahe: Seine Bildreportagen in der «Berliner Illustrirten Zeitung» (BIZ) lasen Millionen. Später wurde er bei «Harper’s Bazaar» der bestbezahlte Fotograf seiner Zeit.
Martin Munkacsi:
Think while you shoot
23.02.2011 – 22.05.2011
täglich außer feiertags 9 – 19 Uhr im Kunstfoyer der Versicherungskammer Bayern, Maximilianstraße 53, München
1928 ging er nach Berlin und kam rasch groß heraus. Kein anderer hatte einen solchen Blick für den kairos: den Sekundenbruchteil, in dem sich der Verlauf eines Geschehens entscheidet. Und niemand sonst nutzte so ungewöhnliche Perspektiven: Munkácsi kroch unter den Tisch, schnallte sich an Rennwagen fest oder hängte sich an Kronleuchter, um den besten Moment zu erhaschen.
Er war Generalist, und die BIZ schickte ihn rund um die Welt: Munkácsi fotografierte Tänzer in New York, Kaffee-Pflücker in Brasilien und Straßen-Szenen im westafrikanischen Liberia. Sein Schnappschuss schwarzer Jungen, die in die Brandung rennen, überzeugte Henri Cartier-Bresson, Fotografie könne «in einem Augenblick die Ewigkeit erreichen».
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Lange vergessen, wurde Munkácsi 2005 durch eine Retrospektive in den Hamburger Deichtorhallen wieder entdeckt. Sie war danach in Berlin, Amerika und Osteuropa zu sehen; nun macht sie in München Station. Die Schau stellt das gesamte Œuvre umfassend vor; es hat die kollektive Vorstellung der «Goldenen Zwanziger» geprägt wie kein zweites. Quasi ein Charleston-Kurs für die Augen – bei freiem Eintritt.
Von Oliver Heilwagen, veröffentlicht am 15.03.2011
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