Dorfleben neben Stahlbrücken, Geishas und Kabuki-Theater neben Op-Art: Diese Holzschnitte vereinen mühelos Tradition und Moderne. Sie integrieren die neue Welt der Technik ohne Umstände in herkömmliche Darstellungen: Farbholzschnitte mit profanen Motiven sind die japanische Kunstform schlechthin.
Info
Positionen: Japanische Holzschnitte im 20. Jahrhundert
30.11.2010 - 08.05.2011
täglich außer montags 9.30 bis 17.30 Uhr im Völkerkundemuseum, Maximilianstraße 42, München
Staat fördert westliche Einflüsse
Traditionell wurden die Farbholzschnitte arbeitsteilig von Malern, Schnitzern und Druckern hergestellt. Als das Land der aufgehenden Sonne sich Mitte des 19. Jahrhunderts für die Außenwelt öffnete, unterlag auch die Grafik westlichen Einflüssen. Der Staat förderte das.
Impressionen der Ausstellung
Arbeitsteilung oder alles aus einer Hand
Vertreter des shin-hanga hielten jedoch an der Arbeitsteilung und ihrer Motivwelt schöner Frauen, ländlicher Idyllen und grotesker Typen fest. Andere Künstler nahmen mit sôsaku-hanga alle Aufgaben selbst in die Hand. Sie wandten sich neuen Sujets zu: subjektive Eindrücke und abstrakte Themen.
Hintergrund
Lesen Sie hier eine Rezension der Ausstellung "Ferne Gefährten" über 150 Jahre deutsch-japanische Beziehungen in den Reiss-Engelhorn-Museen, Mannheim
und hier eine Lobeshymne auf die grandiose Hokusai-Retrospektive im Martin-Gropius-Bau, Berlin
und hier eine Besprechung der Ausstellung "Der chinesische Lustgarten" über erotische Kunst aus China im Museum für Asiatische Kunst, Berlin.
Selbst erfundene Punzierungs-Technik
Dagegen erinnert eine Ansicht von Qufu, Konfuzius’ Geburtsort, mit harten Schwarz-Weiß-Kontrasten an expressionistische Holzschnitte. Eine «Brücke im Regen» wird in der Vogelschau zum Geflecht aus kubischen und runden Formen. Und der Künstler Osamo Morozumi erfand eigens eine nuancenreiche Punzierungs-Technik, um kugelige Gebilde plastisch darzustellen.
Die kleine Auswahl gibt nur einen summarischen Überblick. Dennoch wird deutlich, wie stürmisch sich diese Kunstform in der Moderne weiterentwickelte. Dass sie keineswegs nur l’art pour l’art ist, demonstrieren Arbeiten von Fumio Kitaoka aus den 1940er Jahren. Sie zeigen Verzweifelte, die durch Trümmerwüsten irren: Bilder von beklemmender Aktualität.