Heute fällt sein Name nicht mehr häufig. Doch in den 1950er bis 1980er Jahren war Hann Trier (1915 – 1999) einer der wichtigsten Maler des deutschen Informel. Der dreifache Documenta-Teilnehmer hatte als langjähriger Professor und Direktor der Hochschule der bildenden Künste in West-Berlin großen Einfluss: bei ihm studierten u.a. Georg Baselitz, Marwan und Elvira Bach.
Info
Hann Trier: Lob des Rokoko
12.03.2011 - 05.06.2011
täglich außer montags 10 - 17 Uhr, dienstags bis 20 Uhr im Schaetzlerpalais - Deutsche Barockgalerie, Maximilianstr. 46, Augsburg
Rokoko als Ahnherr des Informel
Nicht zufällig – er hatte sich jahrelang mit Barock und Rokoko beschäftigt. Das lag näher, als es scheint. Andere Granden des Informel wie Karl Otto Götz und Emil Schumacher studierten ebenso intensiv die Kunst des 17. und 18. Jahrhunderts: Sie begriffen deren Tendenz zur Auflösung der Formen als geistesverwandt mit ihrem freien Malgestus.
Feature über Leben und Werk von Hann Trier; © Kunststiftung Hann Trier
Hommagen an Maler und Baumeister
29 davon inspirierte Bilder sind nun in Augsburg versammelt – ein kleiner Teil aus Triers riesigem Œuvre von rund 800 Werken, aber ein bedeutender. Einige Gemälde sind ausdrücklich Hommagen an Vorbilder wie Watteau, Veronese und Tiepolo. Andere sind Bildhauern und Architekten wie Bernini, Eosander und Knobelsdorff gewidmet. Bei der Mehrzahl übertrug Trier vor allem den Geist der Epoche in seine eigene Handschrift.
Er malte beidhändig in schwingenden Linien auf mehrfarbigem Grund. «Malen heißt … auf überschaubarer Fläche tanzen. Ich springe in den Rhythmus hinein, indem ich ihn mit den Pinseln so tanze, dass Tanz sichtbar wird», formulierte er einmal. So übernahm er von berühmten Vorlagen wie Watteaus «Gilles» und «Einschiffung nach Kythera» weder Motive noch Bildaufbau. Allein das helle Kolorit und die spielerische Leichtigkeit machen die Wesensverwandtschaft deutlich.
Mustergültige Wieder-Entdeckung
Für diese Gemälde ist das Schaetzlerpalais ideal. Seine lange Raumflucht mit pastellenen Wänden wirkt dafür wie geschaffen: Zarte Farbkontraste steigern ihre Leuchtkraft, in den Kabinetten entfalten die Großformate monumentale Wucht. Zudem wird die Auswahl sparsam, doch vorzüglich kommentiert: Kleine Reproduktionen der historischen Vorbilder lassen anschaulich werden, wie Trier deren Themen paraphrasierte. Eine mustergültige Wiederentdeckung.