Hannover + Frankfurt + Basel

Über die Metapher des Wachstums

Reynold Reynolds: Secret Life, 2008; 2-Kanal-Videoprojektion; Courtesy Galerie Zink, München/Berlin. Foto: Kunstverein Hannover
Alles blüht, wächst und gedeiht: Drei Kunstvereine beleuchten anschaulich eine zentrale Metapher unserer Zivilisation, so vielschichtig und mehrdeutig wie das Leben selbst.

Am Wachstum hängt, zum Wachstum drängt doch alles: Nicht nur für stolze Eltern, Hobbygärtner und Landwirte ist kräftiges Wachstum das Maß aller Dinge. Auch Unternehmenslenker, Börsenmakler und Wirtschaftsminister streben nach stetigem Wachstum und wollen es möglichst steigern. Seit der Begriff von der Ökonomie als Metapher übernommen wurde, beschreibt er bündig das Ziel aller Wünsche.

 

Info

Über die Metapher des Wachstums

 

26.04.2011 - 06.06.2011
im Kunstverein Hannover, Sophienstraße 2

 

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27.05.2011 - 31.07.2011
im Frankfurter Kunstverein, Steinernes Haus am Römerberg, Markt 44

 

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21.05.2011 - 10.07.2011
im Kunsthaus Baselland, St.-Jakob-Str. 170, Muttenz/Basel, Schweiz

 

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Doch die Metapher ist schief: Biologisches Wachstum endet unweigerlich. Jedes Lebewesen ist irgendwann ausgewachsen; dann folgen Alterung und Verfall. Die Vordenker der Volkswirtschaftslehre ignorierten jedoch die Grenzen des Wachstums. Was ihr Kollege Kenneth Boulding (1910 – 1993) heftig kritisierte: «Jeder, der glaubt, das unendliches Wachstum in einer endlichen Welt möglich ist, ist entweder ein Wahnsinniger oder Ökonom.»

 

Fetisch Wachstum in Tigerstaaten

 

Zwar schwindet die naive Wachstumsgläubigkeit seit der ersten Ölkrise 1973. Doch in weiten Teilen der Welt wartet man bis heute auf die Früchte des Wohlstands – und setzt auf hohe Wachstumsraten. Asiatische Tigerstaaten etwa fetischisieren sie gleichsam. Dagegen wird in Industrienationen zunehmend quantitatives und qualitatives Wachstum unterschieden: nicht immer mehr, sondern bessere Güter mit geringerem Ressourcenverbrauch zu produzieren.


Impressionen der Ausstellung


 

Manager-Vokabular im Kunstbetrieb

 

Dieser zwischen Sehnsucht und Skepsis oszillierende Zentralbegriff der modernen Zivilisation schreit geradezu nach Reflexion im Kunstkontext. Längst hat auch im Kunstbetrieb das quasi-militärische Manager-Vokabular von Markteroberung, Wertsteigerung und Jagd nach Preisrekorden Einzug gehalten.

 

Nichts könnte daher zeitgemäßer sein als die Initiative dreier Kunstvereine, Werke über die Metapher des Wachstums vorzustellen. In ökonomisch sinnvoller Gütergemeinschaft: Die drei Ausstellungen werden aus einem gemeinsamen Pool zeitlich leicht versetzt bestückt. Damit kein Besucher energiefressend von einer Schau zur nächsten reisen muss, werden alle im Katalog dokumentiert.

 

Banaler Tanz ums Geld

 

In Hannover sind 15 Künstler vertreten. Nur wenige widmen sich allerdings wirtschaftlichen Zusammenhängen; ihre Beiträge wirken banal. Julika Rudelius hat fünf Chefetagen-Bewohner interviewt: Dass deren Denken nur ums Geld kreist, verwundert kaum. Armin Chodzinski tanzt zu Pop-Klassikern wie «Money, money, money» – so albern wie die Originale.

 

San Keller pflastert die Wände mit Kontoauszügen und verkauft sie zum jeweiligen Kontostand – recht kostspielig, denn als Schweizer nagt er nicht am Hungertuch. Eine Warhol würdige Weise, aus minimalem Aufwand maximalen Profit zu schlagen.