
Das Originellste an ihm ist sein Pseudonym: 1899 als Gyula Halász im heutigen Braşov in Rumänien geboren, emigrierte er nach Paris und nannte sich ab 1929 Brassaï („der aus Brassó“). Er war ein Gesellschaftslöwe, der in Nachtclubs und Bordellen ebenso verkehrte wie in mondänen Kreisen und Ateliers: kaum ein Avantgarde-Künstler, den er nicht kannte.
Info
Brassaï Brassaï. Im Atelier & Auf der Straße
27.05.2011 - 28.08.2011
täglich außer montags 10 - 18 Uhr im Museum Berggruen, Schloßstraße 1 +
Sammlung Scharf-Gerstenberg, Schloßstraße 70, Berlin
Katalog 35 €
Berühmt wurde Brassaï aber im Schlepptau von Stars der Kunst-Welt wie Matisse, Picasso, Braque und Giacometti: Er suchte ihre Nähe und lichtete sie bei der Arbeit ab. Eine Auswahl dieser Fotos ist nun im Museum Berggruen zu sehen – direkt neben Werken von ihrer Hand. Das erlaubt zuweilen reizvolle Vergleiche zwischen Bild-Motiven und Foto-Details.
«Gespräche mit Picasso» sind besser
Der Wiedererkennungswert erschöpft sich aber rasch, zumal die Auswahl schmal und etwas uninspiriert geraten ist. Viele Fotos zeigen nur Einzelarbeiten von Picasso – er hatte Brassaï beauftragt, sein Werk zu dokumentieren. Da bieten allein die Bildtafeln von Brassaïs Buch «Gespräche mit Picasso» reicheres Anschauungsmaterial. Am aufschlussreichsten sind noch die Aufnahmen von Matisse: ein Malerfürst, der seinem Handwerk im Arztkittel nachgeht.
Impressionen der Ausstellung
Direkt gegenüber stellt die Sammlung Scharf-Gerstenberg die andere Seite von Brassaï aus: Seine Bilder von Graffitis am Straßenrand, die er systematisch sammelte. Damit fand er bei den Surrealisten Anklang: Sie sahen in den Motiven das kollektive Unbewusste veranschaulicht und druckten sie oft in ihrem Zentralorgan «Minotaure» ab.
Dubuffets Meisterwerke und Brassaïs Beiwerk
Hintergrund
Lesen Sie hier eine Rezension der großen Fotografie-Retrospektive für André Kertész im Martin-Gropius-Bau.
Als ob ihnen bewusst sei, wie dürftig diese Schnappschüsse sind, reichern die Kuratoren ihre Zusammenstellung mit Bildern von Jean Dubuffet an. Dessen Art Brut ist der Blickfang dieser Schau; sie sollte besser «Meisterwerke von Dubuffet und Beiwerk von Brassaï» heißen.