(Kinostart: 23.6.) Familiendrama, das seine Protagonisten schmerzhaft hinter die Biografie der eigenen Mutter blicken lässt: Die unvorstellbaren Gräueltaten des Krieges im Nahen Osten hinterließen darin Narben, die noch ihre Kinder schmerzen.
Das Drama beginnt mit einem Ende, nämlich dem Tod der Mutter. Die gerade verstorbene Narwal Marwan entlässt ihre Zwillinge mit der Verkündung ihres letzten Willens: Sie sollen sich auf eine Suche nach dem nie gekannten Vater und einem unbekannten Bruder begeben, für die jeweils ein Brief der Mutter vorgesehen ist.
Die Frau, die singt – Incendies
Regie: Denis Villeneuve, 130 min., Kanada 2010;
mit: Lubna Azabal, Maxim Gaudette, Rémy Girard
Sohn Simon sträubt sich: Er will der wunderlichen Mutter nicht auch noch nach ihrem Tode Folge leisten. Dagegen spürt seine Schwester Jeanne den unbändigen Drang, der eigenen Familiengeschichte auf den Grund zu gehen.
Jeder Schritt auf den Spuren der Mutter gewährt neue ungeahnte wie schmerzhafte Einblicke in das tragische Dasein der Mutter, deren Schicksal den Kindern zuvor kaum kannten: Einer Frau, die zum Leiden geboren war.
Der Franko-Kanadier Denis Villeneuve jongliert in seinem Film, der für diesjährigen Oscar als bester fremdsprachiger Film nominiert war, zwischen den Genres Familiendrama, Antikriegsfilm und Krimi. Er begleitet Narwal Marwans Kinder auf eine detektivische Reise.
Dabei wird mit jedem neu entdeckten Puzzle-Teil deutlicher offenbar, wie unvorstellbar die eigene Herkunft ist. Ein Familienschicksal als bewegender und eindringlicher Appell für Frieden im Nahen Osten.
Von Denis Demmerle, veröffentlicht am 23.06.2011
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