Berlin

Die Sammlung des Bankiers Wagener

Horace Vernet: Sklavenmarkt, 1836, Öl auf Leinwand, 65 x 54 cm. Foto: © Staatliche Museen zu Berlin, Nationalgalerie, Andres Kilger
Wie ein Kunstsammler die Einrichtung der Nationalgalerie erzwang: Zum 150. Geburtstag feiert das Museum seinen heimlichen Gründer mit einem herrlichen Rückblick auf seine Kollektion.

Griechische Guerilla und polnische Patrioten

 

Wagener ignorierte die Nazarener und Akademiker mit ihren religiös-staatstragenden Bildprogrammen. Stattdessen kaufte er romantische und realistische Werke, in denen – häufig verschlüsselt – Sehnsucht nach Freiheit und nationaler Einheit zum Ausdruck kamen. Wie in den populären Bildern von Palikaren; griechische Freischärlern, die gegen die Türken kämpften. Oder von polnischen Patrioten; bei ihrem gescheiterten Aufstand von 1831 fieberte ganz Europa mit.

 

Das subversive Pathos solcher Darstellungen ist kaum noch nachvollziehbar: Sie wirken konventionell in der Komposition und süßlich im Kolorit. Doch angesichts der Unterdrückung im Vormärz vermittelten damals selbst Genre-Bilder aufrührerische Botschaften.

 

Politische Gefangene lauschen Predigt

 

Etwa Johann Peter Hasenclevers «Lesekabinett» von 1844, in dem Notabeln eifrig Zeitungen studieren und debattieren. Oder Wilhelm Joseph Heines «Gottesdienst in der Zuchthauskirche» von 1838: Die matten Gestalten, die der Predigt lauschen, sind politische Gefangene.  

 

Etliche der ausgestellten Werke sind zweitrangig und dürften nach der Schau wieder im Depot verschwinden. Aber in dieser Zusammenstellung geben sie einen faszinierenden Einblick in Interessen und Geschmack eines großen Mäzens in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts.

 

Mäzen deutscher Historien-Malerei

 

Der aktiv in die Kunstentwicklung eingriff: Indem er Aufträge nach belgischen Vorbildern vergab, beförderte er die Entstehung bürgerlicher Historienmalerei in Deutschland. Sie rückte die dramatische «That» des Subjekts in den Mittelpunkt – als Identifikationsfiguren für patriotische Empfindungen.

 

Hintergrund

Lesen Sie hier eine kultiversum-Rezension der Schinkel-Ausstellung 2010 in der Alten Nationalgalerie.


Die mögen hierzulande abgeklungen sein, doch nicht die Neigung zur Naturromantik. Ihr wird ebenso einiges geboten: So viele auf steilen Felsen thronende, von sturmzerfetzten Gewitterwolken umspielte Burgruinen waren schon lange nicht mehr in einer Ausstellung zu sehen.