
Tokio 1969: Während Japan wie die westliche Welt von Studentenprotesten erschüttert wird, verliert sich der Kommilitone Toru in den Irrungen und Wirrungen des Herzens. Seit Kindertagen war er mit Kizuki und Naoko befreundet. Dann brachte sich Kizuki um, was Naoko nicht verwinden kann. Toru entjungfert sie zärtlich an ihrem Geburtstag, doch Naoko flieht ihn.
Info
Naokos Lächeln
Regie: Tran Anh Hung, 133 min., Japan 2010;
mit: Rinko Kikuchi, Kiko Mizuhara, Kenichi Matsuyama
Das Schicksal entscheidet
Naoko verbringt Jahre in dem Bergsanatorium; ihr ferner Geliebter besucht sie immer seltener. Zugleich drängt ihn Midori, eine Wahl zu treffen, aber Toru bleibt hin- und hergerissen. Bis ihm das Schicksal die Entscheidung abnimmt.
Offizieller Film-Trailer
Erlesenes Tableau, liebevoll ausstaffiert
Haruki Murakamis Roman war ein Welt-Bestseller: Millionen Leser erkannten sich in dieser Geschichte einer Jugendliebe voller Scham und Schuld, Zaudern und Versagung wieder. Die von zartfühlender Innerlichkeit geprägte Vorlage setzt Tran Anh Hung, französischer Regisseur laotischer Herkunft, in betörende elegische Bilder um.
Seit seinem Debütfilm «Der Duft der grünen Papaya» 1993 genießt er den Ruf, erlesene Tableaus auf die Leinwand zu bringen – und sei es auf Kosten des Inhalts. Hier hat er den richtigen Stoff für seinen Hang zu geschmackvollen Bilderbögen gefunden. Erhabene Naturszenen wechseln mit Interieurs, die von der Tapete bis zur Kleidung liebevoll mit zeittypischem Kolorit ausstaffiert sind: Perfekte Kulissen für eine Handlung aus gemurmelten Gesprächen und flehenden Blicken.
Seelenqualen, so schön wie harmlos
Von der Aufbruchsstimmung der Epoche ist nichts zu spüren. Stattdessen Sinnsuche, Selbstvorwürfe und Seelenqualen der schweigenden Mehrheit nach 1968, die mit romantischen Idealen nicht die Welt verändern, sondern nur ihr Privatleben regeln wollte.
Wie «Norwegian Woods», was Roman und Film den Original-Titel gab, von der Beatles-LP «Revolver» 1965: Der Song liebäugelt mit Experimentellem, im Hintergrund schwirrt die Sitar. Doch er bleibt eine melancholisch bittersüße John-Lennon-Ballade, so schön wie harmlos.