Angesichts von Scherzen wie in der Kfz-Werkstatt nach Feierabend nimmt sich «Auto Reverse» wohltuend sachlich aus. Kay Michalak und Sven Voelker fotografieren die Unterseiten normaler Pkw und enthüllen eine fremde Welt roher Technik ohne Designer-Schnickschnack.
Alte Anti-Auto-Reflexe unter sich
Neue Aspekte gewinnt auch Yin Xiuzhen dem fahrbaren Untersatz ab: Sie hat einen Minivan geteilt und um ein Vielfaches verlängert. Nun bietet der Tausendrädler Platz für ein vielköpfiges Kollektiv; ob es im motorisierten Kokon näher zueinander findet oder sich abschottet, bleibe dahingestellt.
Jedenfalls weist der Tatzelwurm auf einen gigantischen Nachholbedarf hin: Noch fährt nur jeder 20. Chinese ein Auto. Der Individualverkehr hat in weiten Teilen der Welt erst begonnen. Doch die globale Mobilmachung und ihre möglichen Folgen kommen in der Schau kaum vor – die alten Industriestandorte und Anti-Auto-Reflexe bleiben unter sich.
Es sei denn, man begreift die vom ZKM kräftig propagierte Multimedialität als Antwort. Bernd Lintermann und Kollegen steuern eine «Augmented Reality Installation» bei: Auf Wunsch erhält der Besucher ein iPad, dass die aktuellen Verkehrsströme im Bundesland anzeigt.
Konsumkritik, die blinkt und scheppert
Hintergrund
Lesen Sie hier eine Besprechung der Ausstellung "Private Wurm" - Skulpturen und Installationen von Erwin Wurm im Essl Museum, Klosterneuburg bei Wien.
Oder man entlastet den Verkehr, indem man daheim bleibt: Die Website der Ausstellung liefert selbige frei Haus. Jeder Künstler wird mit Exponat ausführlich vorgestellt, kundig von Kuratoren kommentiert. Doch dann brächte man sich um einen gelungenen Familienausflug. Am meisten Freude an den aufgemotzten Kisten haben Kinder: Den Autofahrern von morgen ist diese Form der Konsumkritik sehr willkommen, solange sie nur blinkt und scheppert.