Berlin

Gregory Crewdson

Gregory Crewdson, Beneath The Roses: Brief Encounter; Foto: C/O Berlin
Bild-Thriller: Die mehrmonatige Arbeit, die in den inszenierten Fotografien von Gregory Crewdson steckt, lohnt sich. Ihre Sogwirkung ist unbestreitbar - zu überprüfen bei seiner ersten Ausstellung in Berlin.

Für Gregory Crewdsons erste Werkschau in Berlin wäre wohl kaum ein Ort besser geeignet als das alte Postfuhramt Berlin, in dem die Galerie C/O bisher noch residieren darf. Der krude Charme des alten Gemäuers passt bestens zu diesen Bildern, die wie aus der Zeit gefallen wirken.

 

Info

 

Gregory Crewdson - 
In A Lonely Place

 

02.07.2011 - 04.09.2011
täglich 11 bis 20 Uhr in der Galerie C/O, Oranienburger Str 35/36, Berlin

 

Weitere Informationen

 

Crewdson, 1962 in Brooklyn/ New York geboren, hat seit den frühen 1990er Jahren Erfolg in der Kunstwelt. In New York widmeten ihm zwei renommierte Institutionen – das Whitney Museum und das Guggenheim – in den letzten Jahren große Ausstellungen. Drei Werkgruppen des Künstlers sind nun in Berlin zu sehen.

 

Stilleben mit Menschen

 

«Beneath the Roses» leuchtet typisch amerikanische Kleinstadtidyllen zu beunruhigenden Szenarien aus. «Sanctuary» versammelt dokumentarische Aufnahmen der leeren, verfallen wirkenden Filmstudios in Rom. Im Kontrast zu diesen beiden Reihen rundet die denkbar simple, monochrome und kleinformatige Serie «Fireflies» die Schau ab.

 

Die Serie «Beneath the Roses» ist das Herzstück dieser Ausstellung; Stillleben mit Menschen könnte man diese Aufnahmen nennen. Wie in einem Thriller ist man von diesen Großformaten augenblicklich gefangen genommen. Die Szenerien sind einerseits trivial, andererseits beunruhigend gespenstisch – der Betrachter weiß kaum, ob er sich der Schönheit oder der Melancholie ergeben soll.

 

30 Beleuchter für ein Bild

 

Hintergrund

 

Lesen Sie hier eine Rezension der Ausstellung "Unheimliche Wirklichkeiten" mit Werken von Duane Henson + Gregory Crewdson im Museum Frieder Burda, Baden-Baden.

 

Diese Gratwanderung ist beabsichtigt und höchst kunstvoll inszeniert. Crewdsons Bilder entstehen in einem Monate währenden Prozess. Sobald eine passende Kulisse gefunden ist, wird ein vielköpfiges Team damit beschäftigt, Skripts anzufertigen, Produktionspläne auszuarbeiten und jedes Detail minutiös zu planen.

 

Während der Aufnahmen selbst sind rund 30 Mitarbeiter – zumeist Beleuchter – bei der Arbeit. Ein Aufwand, der sich lohnt, denn der komplexe Lichteinsatz lenkt die Blicke unwiderstehlich hinein in die Bilder; sie entfalten eine Sogwirkung, die mit Schnappschüssen nicht zu erreichen wäre.