
Davor hat die schräge New-Wave-Combo Devo bereits 1978 mit ihrem visionären Song «Space Junk» gewarnt: Tausende Tonnen von Raumfahrt-Schrott kreisen im All und drohen, auf die Erde herabzustürzen. Das passiert in der kasachischen Steppe ständig: Nach jedem Raketenstart auf dem Weltraumbahnhof Baikonur prasseln abgeworfene Zündstufen zu Boden.
Info
Baikonur
Regie: Veit Helmer, Deutschland/ Russland/ Kasachstan 2010, 94 min.;
mit: Alexander Asochakov, Marie de Villepin, Sitora Farmonova
Weltraum-Touristin leidet an Amnesie
Eines Tages findet Iskander unverhofft eine Raketen-Kapsel – und darin bewusstlose die Weltraum-Touristin Julie Mahé. Iskander trägt die Schöne in seine Jurte und will sie wach küssen; mit Erfolg. Julie leidet unter Amnesie und lässt sich einreden, sie sei Iskanders Verlobte. Doch in der ersten Liebesnacht gewinnt sie ihr Gedächtnis wieder und flieht nach Baikonur.
Offizieller Film-Trailer
Regisseur arbeitet gern in Absurdistan
Dort ergattert Iskander einen Job: Indem er den Roskosmos-Chef damit erpresst, die wahren Umstände von Julies Rettung zu enthüllen. Beim Schwerelosigkeits-Training im Flugsimulator schlägt sich der Nachwuchs-Gagarin prächtig. Doch bald erkennt er: Sein Platz ist im Dorf an der Seite der ungezähmten Nazira, die ihn seit langem heimlich liebt.
Regisseur Veit Helmer ist berühmt-berüchtigt für skurrile Stoffe und entlegene Schauplätze: Sein Debüt «Tuvalu» drehte er als Fast-Stummfilm in Schwarzweiß und ließ ihn auf koloriertes Zelluloid umkopieren. Für «Absurdistan» von 2008 machte er in 18 Ländern Probeaufnahmen von 2000 Darstellern; gedreht wurde in einem aserbaidschanischen Nest ohne Strom- und Wasseranschluss.
Abgedrehtes Space-Steppen-Märchen
Hintergrund
Weitere Rezensionen finden Sie in der Presseschau bei Film-Zeit.
Laut Produktionsnotizen waren die Dreharbeiten ein einziges Abenteuer; das «Making of» dürfte noch aberwitziger sein als der Film selbst. Der lohnt allein schon wegen der Szenen mit abstürzenden Raketen-Teilen: Special Effects aus Hollywoods High-Tech-Laboren sind nichts dagegen. Dass dieses abgedrehte Space-Steppen-Märchen mit einem angeklebten Happy End aufhört, tut dem Höhenflug keinen Abbruch: Turn on, tune in, freak out!