Patricia Clarkson

Cairo Time

Kein Wüstenausflug ohne Kamelritt: Patricia Clarkson dankt dem Treiber. Foto: ohe
(Kinostart: 1.9.) Orgie des Orient-Kitsches: Regisseurin Ruba Nadda lässt zwei reife Turteltauben beim Müßiggang in Kairo sich ausdauernd und folgenlos anschmachten. Ein Freudenfest für Leser von Rosamunde Pilcher.

Die Modejournalistin Juliette, ganz distinguierte Dame, reist nach Kairo, um ihren Mann zu besuchen. Mark arbeitet für die UNO im Gaza-Streifen; Unruhen halten ihn dort fest. Juliette will allein die Stadt erkunden, doch als Blondine wird sie von unerwünschten Verehrern verfolgt.

 

Info

Cairo Time

 

Regie: Ruba Nadda, Kanada/Irland/Ägypten 2009, 88 min.;
mit: Patricia Clarkson, Alexander Siddig

 

Offizielle Website

So bittet sie Marks Freund Tareq, der sie bereits vom Flughafen abholte, um Begleitung. Als Gentleman alter Schule bietet er ihr die Sehenswürdigkeiten der Metropole auf dem Silbertablett: Kreuzfahrt auf dem Nil, Bummel über den Basar, Kaffee und Wasserpfeife auf malerischen Terrassen – und natürlich ein Ausflug zu den Pyramiden, den Juliette eigentlich Mark vorbehalten hatte.

 

Bald kommt es zum zarten Kuss, gefolgt von seligem Lächeln und Schmachten. Doch noble Gemüter wissen sich zu beherrschen: Selbst auf der ausgelassenen Hochzeit der Tochter von Tareqs Jugendliebe Yasmeen wahren die beiden Turteltauben die Form. So muss sich niemand etwas vorwerfen, als Mark endlich aus Gaza eintrifft: ein letzter Händedruck, ein langer Blick – und Schluss.

 

Offizieller Video-Trailer

 


 

Mit dem Kamel zum Beduinen-Besuch

 

Regisseurin Ruba Nadda kann nichts dafür, dass Kairo nach den Dreharbeiten zur Wiege der Arabellion wurde; seither assoziiert die Welt mit Ägyptens Hauptstadt eher Revolutions-Szenen als Postkarten-Ansichten. Dennoch verblüfft, wie unverfroren die Kanadierin syrisch-palästinensischer Abstammung ein Klischee an das nächste reiht.

 

Juliette ist so kultiviert wie unbedarft; sie versucht allen Ernstes, auf eigene Faust mit dem Überlandbus nach Gaza zu fahren. Ansonsten genießt sie den perfekten Service ihres Luxus-Hotels mit Nilblick und die altmodische Courtoisie ihres Begleiters. Dabei lässt Juliette nichts von dem aus, womit sich Touristinnen die Zeit vertreiben: vom Kamelritt über einen Besuch bei gastfreundlichen Beduinen bis zur mildtätigen Hilfe für ein gefallenes Mädchen.

 

Exotische Kulisse für Ferien-Flirt

 

Weitere Rezensionen finden Sie in der Presseschau bei Film-Zeit.

Der Bilderbogen aus dem märchenhaften Orient ignoriert alles, was die Idylle trüben könnte, aber das Leben in Kairo ausmacht. Die Stadt dient nur als exotische Kulisse für ein Loblied auf die Entsagung beim Ferienflirt unter Reichen und Schönen, worin Nadda wahre Seelengröße erblickt.

 

Diese Film gewordene „Bunte“-Fotostrecke wäre unerträglich, verliehe ihr Patricia Clarkson in der Hauptrolle nicht eine Prise Ironie: Mit gespielter Naivität und feinem Spott scheint sie sich über das Kolonial-Epos zu amüsieren, in das sie geraten ist. Ein Freudenfest für Leser von Rosamunde Pilcher, Angélique-Romanen und sonstige Liebhaber von geballtem Kitsch.