
Schulalltag in Polen Anfang des 21. Jahrhunderts: Alicja bekommt gute Noten, fühlt sich aber einsam. Am liebsten würde sie der Girlie-Gang um die rotzfreche Milena angehören. Leider fehlen ihr dazu die richtigen Accessoires: ein nagelneues Handy, teures Make-Up und nuttiger Plastik-Chic anstelle von Jeans und T-Shirt.
Info
Shopping Girls - Galerianki
Regie: Katarzyna Rosłaniec, 86 min., Polen 2009;
mit: Anna Kaczmarczyk, Dagmara Krasowska, Franciszek Przybylski
Schwanger in die Bahnhofs-Toilette
Was allerdings kein Genuss ohne Reue ist: Manche Freier lassen sich nicht in wenigen Minuten abfertigen. Sie werden zudringlich oder gewalttätig. Dann gibt es noch dieses Detail namens Verhütung: Einmal nicht aufgepasst, und schon ist eine Galerianka schwanger. Aus der Abkürzung ins schöne Leben wird im Nu ein Abstieg in schmierige Hinterzimmer und Bahnhofs-Toiletten.
Offizieller Film-Trailer, polnische Original-Fassung
Stereotypen eines Lehrfilms
Prostitution von Minderjährigen ist in Osteuropa weit verbreitet, wird aber meist totgeschwiegen. Dass sich Regisseurin Katarzyna Rosłaniec des heiklen Themas annimmt, verdient durchaus Respekt.
Dagegen weniger, wie sie das tut. Weder erklärt sie, warum die brave Alicja sich magisch vom grellen Outfit ihrer Klassenkameradinnen angezogen fühlt, noch, warum die obercoole Milena sofort diese graue Maus auf den Pfad des Verderbens führt. Alle Teenager agieren so unmotiviert, als müssten sie die Stereotypen eines Lehrfilms ausfüllen.
Moralinsaure Botschaft mit pikanten Reizen
Dementsprechend nehmen die Dinge geradewegs die jeweils schlimmstmögliche Wendung. Ernüchterung und Enttäuschung nach liebloser Entjungferung reichen nicht aus; es muss auch eine Schwangerschaft hinzukommen. Dieses simple Schuld-und-Sühne-Schema schmeckt streng nach der kleinbürgerlichen Moral, die Polen weitgehend unangefochten beherrscht – trotz allmählicher Säkularisierung: Dem katholischen Klerus dürfte der Film gefallen.
Hintergrund
Weitere Rezensionen finden Sie in der Presseschau auf Film-Zeit.
Früher hießen solche Machwerke eher «Gefallene Mädchen»: Wohlfeil bedienten sie pädophilen Voyeurismus, indem sie armen Sünderinnen ein schreckliches Ende bereiteten. Ähnlich schaurig pädagogisch wertvoll geht es auch hier zu: ein echter Schulfilm.