Gus van Sant

Restless

Mia Wasikowska und Henry Hopper in "Restless" von Gus van Sant; Foto: Sony Pictures
(Kinostart: 13.10.) In der Tradition von «Harold and Maude»: Todgeweihter und todessehnsüchtige Teenager finden miteinander zur Lebensfreude zurück. Coming-of-Age-Spezialist Gus van Sant singt eine bewegende Hymne auf das Leben und die Liebe.

In schöner Regelmäßigkeit sorgt der US-amerikanische Regisseur Gus van Sant seit mehr als 20 Jahren für Perlen, die zwischen Independent, Arthouse und Mainstream angesiedelt und nicht selten Meisterwerke sind. Filme wie «Drugstore Cowboy» (1989), «Good Will Hunting» (1997), «Elephant» (2003) oder «Paranoid Park» (2007) leben von einer ganz besonderen Gabe: van Sants untrüglichem Gespür für Heranwachsende und das, was sie bewegt. Coming-Of-Age ist auch das Thema seines neuen Films, der beim diesjährigen Festival in Cannes die wichtigste Nebenreihe « Un Certain Regard» eröffnete.

 

Info

Restless

 

Regie: Gus van Sant, 91 min, USA 2011;

mit: Mia Wasikowska , Henry Hopper, Schuyler Fisk

 

Website zum Film

«Restless» fügt sich perfekt in van Sants bisheriges Schaffen ein. Während einer Trauerfeier entdeckt Annabel (bezaubernd: Mia Wasikowska) in den hinteren Sitzreihen Enoch (überzeugend gespielt von Henry Hopper, dem Sohn von Dennis Hopper), der nicht so recht in die Gesellschaft passt, ihr aber zunächst ausweicht. Als sich beide wenig später bei einer anderen Beerdigung wieder über den Weg laufen, lernen sich die zwei Sonderlinge näher kennen, die sich auf Bestattungen fremder Menschen herumdrücken.

 

Wie sich herausstellt, zwingt das Schicksal beide, sich trotz ihrer Jugend mit dem Tod auseinanderzusetzen. Enoch verlor bei einem Autounfall seine Familie und fast das eigene Leben. Ob er froh sein soll, doch noch aus dem Koma erwacht zu sein, weiß er nicht so recht. Der einzige, dem er sich anvertraut, ist sein imaginärer Freund Hiroshi: ein japanischer Kamikaze-Pilot, der zwischen den Welten fest hängt und mit Enoch Schiffe versenken spielt.


Offizieller Filmtrailer


 

Bis Annabel mit ihrer unbändigen Freude an scheinbar unbedeutenden Dingen sein Dasein verändert. Doch die ansteckend glückliche junge Frau sieht ihrem Tod entgegen: Ihr Tumor lässt keine Behandlung mehr zu. In einer Schlüssel-Szene vereinbaren beide, dass Enoch sie auf ihren letzten Wegen begleitet.

 

Simulierte Sterbe-Szene

 

Hintergrund

Weitere Rezensionen finden Sie in der Presseschau bei Film-Zeit.

Van Sants große Leistung besteht darin, dass er aus diesem Plot kein dunkles, tränenreiches Melodram strickt, sondern im Gegenteil eine Hymne auf das Leben und die Liebe singt. Er widersteht konsequent der Verlockung, ins allzu Kitschige abzudriften.

 

Diese Falle persifliert der Regisseur sogar: mit einer simulierten Sterbeszene von Annabel, die sie aber abbricht, weil ihr ein solcher Abgang zu sehr zuwider wäre. Am Ende bleibt ein bewegendes, grandios herbstlich bebildertes Drama mit tollen Jungschauspielern, das seine Zuschauer in der Tradition von «Harold and Maude» mit einem Lächeln entlässt.