
Auf seinen Edel-Thriller «The Ghostwriter» lässt Regie-Veteran Roman Polanski eine Komödie folgen: In «Der Gott des Gemetzels» verfilmt er das Theaterstück «Carnage». Darin wirft Erfolgs-Autorin Yasmina Reza einen bitterbösen Blick hinter menschliche Fassaden. In ihrem Kammerspiel prallen zwei Familien in einer Wohnung aufeinander: die Cowens und die Longstreets.
Info
Der Gott des Gemetzels
Regie: Roman Polanski, 79 min., Deutschland/ Frankreich/ Polen/ Spanien 2011;
mit: Kate Winslet, Jodie Foster, Christoph Waltz, John C. Reilly
Beide Seiten sind an einer gütlichen Lösung interessiert – doch die verhindern ihre Charaktere, die Polanski wunderbar überspitzt inszeniert. Die Eigenheiten der Protagonisten verschärfen sich im Lauf des Konflikts: Alle Beteiligten werden allmählich einander spinnefeind.
Offizieller Filmtrailer
Angekotzte Ehefrau
Für den zynischen Anwalt Alan lohnt das Tohuwabohu um die Rangelei seines Sohnes den Aufwand nicht. Er muss sich dringend um einen Mandanten aus der Pharma-Industrie kümmern, mit dem er im Laufe des Treffens mehrfach telefoniert. Das kotzt seine Frau Nancy wortwörtlich an: Hysterisch erbricht sie sich ins Wohnzimmer der Longstreets, wobei sie ein Sammlerstück der politisch äußerst korrekten Penelope ruiniert.
Dieser Zwischenfall bringt die verhinderte Autorin ebenso aus der Fassung wie ihr selbstgerechter Ehemann Michael, der den Proleten in sich nur mit Mühe zügeln kann. Aus dieser Konstellation entwickelt Polanski ein temporeiches Dialog-Feuerwerk, das an klassische Screwball-Komödien erinnert.
Hausarrest als Inspiration?
Hintergrund
Weitere Rezensionen finden Sie in der Presseschau bei Film-Zeit.
Ob Polanski sein monatelanger Hausarrest in der Schweiz zu diesem Kammerspiel inspiriert hat, bleibe dahingestellt. Doch zeigt er abermals seine Klasse als Regisseur aller Genres, indem er seiner mehr als fünfzig Jahre währenden Laufbahn ein weiteres Meisterwerk hinzufügt.