Der Buddhismus kennt viele Richtungen und Schulen – insbesondere in Tibet, wo er Lamaismus genannt wird. Für viele Tibeter ist Dzogchen die spirituelle Essenz des Buddhismus, der erlösende Weg zur Selbstbefreiung oder ganz schlicht: die große Vollkommenheit.
Info
My Reincarnation –
Wiederkehr
Regie: Jennifer Fox, 101 min., USA/ Italien u.a. 2011;
mit: Chögyal Namkhai Norbu Rinpoche, Khyentse Yeshe Rinpoche, 14. Dalai Lama
Professur in Neapel
Nach der gewaltsamen Besetzung und Annektierung Tibets durch chinesische Truppen 1959 flieht Namkhai Norbu nach Italien. In Neapel erhält er eine Professur für tibetische und mongolische Sprache und Literatur; dort heiratet er auch seine große Liebe. 1970 kommt ihr gemeinsamer Sohn Khyentse Yeshe zur Welt.
Offizieller Film-Trailer, englisch untertitelt
1000 Stunden Film-Material
Den Alltag des tibetischen Meisters und seines Sohnes, der in Italien aufwächst, hat Regisseurin Jennifer Fox geduldig begleitet. Das ist ihr Markenzeichen: Bereits die Dreharbeiten zu ihrem ersten Langfilm «Beirut: The Last Home Movie» über das Leben einer mondänen Familie während des libanesischen Bürgerkriegs dauerten fünf Jahre. Mit «My Reincarnation» übertrifft sie sich selbst: Ihre 1989 gestartete Langzeit-Beobachtung schloss sie 20 Jahre später ab – dabei kamen 1000 Stunden Film-Material zusammen.
Sohn Khyentse Yeshe wird früh als Reinkarnation seines Großonkels Khyentse Chökyi Wangchuk erkannt. Doch bei Drehbeginn will Yeshe nichts von seiner tibetischen Vergangenheit wissen. Nach dem Abitur studiert er Philosophie und Informatik; anschließend tritt er eine Stelle bei IBM an. Zu seinem Vater hat er kaum Kontakt; der tourt ständig im Auftrag der spirituellen Unterweisung um den Globus.
Dalai Lama zu Besuch
Hintergrund
Weitere Rezensionen finden Sie in der Presseschau bei Film-Zeit.
Lesen Sie hier eine Besprechung der Ausstellung "Mythos Goldenes Dreieck" über buddhistische Berg-Völker in Südostasien im Ethnologischen Museum, Berlin
und hier einen Beitrag über die Ausstellung "Indiens Tibet – Tibets Indien" zum kulturellen Vermächtnis des Westhimalaya im Linden-Museum, Stuttgart
und hier einen kultiversum-Bericht über die Ausstellung "Bhutan – Heilige Kunst aus dem Himalaya" im Museum Rietberg, Zürich.
So amüsant die Geschichte eines Teenagers anzusehen ist, der sich der Spiritualität seiner Herkunft verweigert, so unglaublich mutet sein Wandel zum angehenden Guru an. Yeshe erzählt von Visionen, in denen er kaum verständliche philosophische Ratschläge erhält und Orte imaginiert, die er vermeintlich noch nie gesehen hat. Irgendwann reist er nach Tibet – und erkennt so einiges wieder.
Familien-Porträt mit Alltags-Wundern
Der Film beschränkt sich auf den Werdegang von Yeshe und sein merkwürdig distanziertes Verhältnis zum Vater. Gottlob vermeidet er ausufernde Einblicke in die Dzogchen-Lehre!
Stattdessen konzentriert er sich klugerweise auf das Porträt einer Familie, in der Wunder alltäglich sind – ein durchaus Spielfilm-tauglicher Stoff. Gläubige Buddhisten müssen dennoch auf hilfreiche Lebensweisheiten nicht verzichten: Die bleiben in «My Reincarnation» nicht aus.