(Kinostart: 16.2.) Erkundungs-Expeditionen in New York: Nach dem 9/11-Terroranschlag sucht ein Junge nach Spuren seines toten Vaters. Damit reduziert Stephen Daldrys Film die Romanvorlage von Jonathan Safran Foer auf ein Rührstück.
Oscar Schell ist der wohl wissbegierigste und neunmalklügste Neunjährige in New York. Er liest Physik-Bücher von Stephen Hawking, belehrt Erwachsene über das Gruppenverhalten von Elefanten und baut in Gedanken unterirdische Hochhäuser für Tote. Mit seinem über alles geliebten Vater Thomas trägt er halbernst gemeinte Wortgefechte aus. Ihr Lieblingsspiel nennt sich «Erkundungs-Expedition»: um zehn Gegenstände aus zehn Jahrzehnten zu finden.
Extrem Laut und Unglaublich Nah
Regie: Stephen Daldry, 129 min., USA 2011;
mit: Thomas Horn, Tom Hanks, Sandra Bullock
«Extrem Laut und Unglaublich Nah» von 2005 ist der zweite Roman von Jonathan Safran Foer, dem Wunderkind unter den namhaften zeitgenössischen US-Autoren. Sein ebenso bereits verfilmtes Debüt «Alles ist erleuchtet», das er 2001 mit nur 25 Jahren schrieb, war ein Welt-Bestseller.
Für die neue Leinwand-Adaption wurde als Regisseur Stephen Daldry verpflichtet, der mit den Kassenschlagern «Billy Elliot» und «Der Vorleser» bekannt geworden ist. Er setzt neben Stars wie Tom Hanks und Sandra Bullock als Oscars Eltern auch den unbekannten Kinder-Darsteller Thomas Horn in der Hauptrolle ein – dessen Ähnlichkeit mit Billy Elliot springt ins Auge.
Nach Papas Tod findet Oscar zufällig in einer zerschlagenen Vase einen Schlüssel, auf dem das Wort «Black» steht. In der Hoffnung, der Schlüssel berge ein Geheimnis seines Vaters, startet er seine erste eigene Erkundungs-Expedition: Er will alle New Yorker mit dem Namen «Black» besuchen und auf den Schlüssel ansprechen.
Dabei hilft ihm Thomas Schell Senior (Max von Sydow). Der versteckt sich bei seiner Großmutter im Nachbarhaus; erst im Lauf der Suche erkennt Oscar in ihm seinen vermissten Großvater. Gemeinsam durchsuchen sie lange die Straßen der Metropole – bis der entscheidende Hinweis kommt.
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Dabei vernachlässigt er alles andere, etwa das Schicksal der Großeltern. Die einfühlsame Psychologie, aber auch die Kreativität des Romans lässt der Film vermissen. Stattdessen drückt er kräftig auf die Tränendrüsen.
Von Johannes Güssefeld, veröffentlicht am 16.02.2012
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