Jeff Nichols

Take Shelter – Ein Sturm zieht auf

Ein Sturm zieht auf: Vater Curtis (Michael Shannon) flieht mit Tochter Hannah (Tova Stewart) vor den Unbilden der Witterung. Foto: Ascot Elite
(Kinostart: 22.3.) Psycho-Thriller als Katastrophen-Film: Ein US-Familienvater wird von Untergangs-Visionen heimgesucht. Regisseur Jeff Nichols gelingt eine bildgewaltige Gratwanderung zwischen Traum und Realität.

Über einem dünn besiedelten Landstrich in Ohio zieht unheilvoll eine dunkelgraue Cumulus-Wolke auf. Dann regnet es Öl, kleine schwarze Vögel formieren sich zum gemeinsamen Sturzflug oder prasseln plump wie Ascheklumpen auf den Asphalt. Doch die Natur spielt nicht verrückt: Nur wir sehen das bizarre Schauspiel – und ein einfacher Arbeiter namens Curtis (Michael Shannon).

 

Info

Take Shelter –
Ein Sturm zieht auf

 

Regie: Jeff Nichols, 120 min., USA 2011;
mit: Michael Shannon, Jessica Chastain, Shea Whigham

 

Website zum Film

Dessen Leben verläuft beschwerlich. Seine Frau Samantha (Jessica Chastain) ist arbeitslos, die gemeinsame Tochter Hannah (Tova Stewart) vor wenigen Wochen ertaubt. Um seine Familie über Wasser zu halten, schuftet Curtis für eine Sandgewinnungs-Firma. Auf der Arbeit beginnen eines Tages seine Halluzinationen mit einem ohrenbetäubenden Donnerschlag: Er erleidet Krämpfe, Angst-Anfälle und apokalyptisch anmutende Albträume.

 

Haushund mutiert zum Kläffer

 

Auf Curtis’ Seelenqualen baut Regisseur Jeff Nichols seine Handlung auf. Dabei spielt er konsequent mit der Wahrnehmung des Zuschauers: Der handzahme Haushund mutiert im Angesicht eines Tornados zum laut bellenden und bissigen Köter. Dass dies nur in Curtis’ Träumen geschieht, wird erst deutlich, wenn dieser schweißgebadet im Bett aufwacht.


Offizieller Film-Trailer


 

Jeder Cent für den Tornado-Schutzbunker

 

Der Träumer kapselt sich von Familie und Freunden ab. Als einziger glaubt er an den Wahrheitsgehalt seiner Visionen – die im Alltag handfeste Konsequenzen haben: Er schafft seinen Hund ab, ignoriert seinen besten Kumpel und steckt sein letztes Geld in den Ausbau eines Tornado-Schutzbunkers. Denn Curtis ist trotz diverser Besuche bei Therapeuten überzeugt: Bald wird der mächtigste Sturm kommen, den die USA je erlebt haben.

 

Hintergrund

Weitere Rezensionen finden Sie in der Presseschau bei Film-Zeit.

Geschickt vermengt Regisseur Nichols Elemente von Psycho-Thriller und Katastrophen-Film. Wenn am Horizont plötzlich mehrere Wirbelstürme auftauchen und Vögel sich zu seltsamen Flug-Formationen zusammenfinden, lässt sich kaum noch erkennen, wo der Traum endet und die Wirklichkeit beginnt: Sind Curtis’ Halluzinationen vielleicht mehr als die Trugbilder eines behandlungsbedürftigen Geisteskranken? Wird am Ende tatsächlich ein Monster-Sturm kommen?

 

Leidenschaftliche Vorstellung der Hauptfigur

 

Michael Shannon glänzte bereits 2007 in Nichols Debütfilm «Shotgun Stories». Auch diesmal spielt er die Hauptfigur so überzeugend, dass man seinen apokalyptischen Visionen gerne Glauben schenken will. Bei solch einer leidenschaftlichen Vorstellung lässt sich selbst der leichte Abwind im Spannungsbogen unbeschadet überstehen.