
«Attenberg» heißt eigentlich Sir David Attenborough. Er dreht Dokumentarfilme über die Tierwelt, die sich die junge Griechin Marina (Ariane Labed) häufig ansieht. Aus ihnen bezieht sie ihr Wissen über die Außenwelt, doch richtig verstanden hat Marina die Dokus offenbar nicht. Stattdessen imitiert sie gern Tier-Bewegungen.
Info
Attenberg
Regie: Athina Rachel Tsangari, 95 min., Griechenland 2010;
mit: Ariane Labed, Evangelia Randou, Vangelis Mourikis
Das Trio lebt im Schatten eines rostigen Industrie-Kombinats irgendwo an der griechischen Küste. Marina arbeitet gelegentlich als Fahrerin, die Geschäftsreisende hinbringt und abholt. Ihr neuer Fahrgast, ein namenloser Ingenieur (Yorgos Lanthimos), hat es ihr angetan.
Offizieller Film-Trailer
Welt voller maulfauler weirdos
Beide sind Fans der obskuren US-New-Wave-Band «Suicide», deren monotonen Electro-Blues Marina ständig hört. Das macht sie an: Der Ingenieur darf ihr die Freuden menschlichen Liebesspiels beibringen. Derweil stirbt Papa; Marina organisiert seine Verbrennung im Ausland und streut anschließend die Asche ins Meer.
Klingt zusammenhanglos abstrus und sieht auch so aus: Regisseurin Athina Tsangari bemüht allerlei bizarre Versatzstücke. Die kafkaeske, anfangs durchaus dichte Endzeit-Stimmung ermüdet schnell, weil nichts erklärt oder motiviert wird: Ihre Welt ist von kontaktgestörten, maulfaulen weirdos bevölkert, na und?
Trotziger Backfisch trägt den Film
Welche Charakterzüge oder dramaturgische Funktion ihre Figuren haben, bleibt in der Privatmythologie der Regisseurin verborgen. Was die schräge coming of age-Story eines isolierten Teenagers schwer erträglich machte, würde der Film nicht von seiner Hauptdarstellerin getragen: Ariane Labed spielt die Spätzünderin, die sich zögerlich auf ihre Mitmenschen einlässt, mit der unterdrückten Wut eines trotzigen Backfischs.
Hintergrund
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