
Korea ist das Belgien Ostasiens – ein Pufferstaat, dessen Existenz und Wohlergehen von benachbarten Hegemonial-Mächten abhängt: China und Japan haben die koreanische Kultur stark beeinflusst. Während aber Belgien erst 1830 gegründet wurde, bestanden proto-koreanische Staaten bereits in der Antike.
Info
Entdeckung Korea! -
Schätze aus deutschen Museen
17.02.2012 - 27.05.2012
täglich außer montags 10 bis 18 Uhr im Grassi-Museum für Völkerkunde, Johannisplatz, Leipzig
Katalog 25 €
28.06.2012 - 09.09.2012
täglich außer montags 10 bis 17 Uhr, mittwochs bis 21 Uhr im Museum für angewandte Kunst, Schaumankai 17, Frankfurt am Main
13.10.2012 - 13.01.2013
täglich außer montags 10 bis 17 Uhr, mittwochs bis 20 Uhr, am Wochenende bis 18 Uhr im Linden-Museum, Hegelplatz 1, Stuttgart
Vasallen der Mongolen
Es wurde von der Goryeo-Dynastie abgelöst, die bis Ende des 14. Jahrhunderts regierte; allerdings als Vasall Chinas und später der Mongolen, die Korea besetzt hielten. Sie wurden von 1392 vom Herrscher Yi vertrieben, der die Joseon-Dynastie begründete.
Seine Nachfolger hielten sich – ab 1896 als «Kaiser von Korea» – bis 1910, als Japan die Halbinsel eroberte und zur Kolonie degradierte. Seit dem Zweiten Weltkrieg ist Korea in eine kommunistische Diktatur im Norden und einen westlich orientierten Staat im Süden geteilt, woran auch der Korea-Krieg von 1950 bis 1953 nichts änderte.
Fünf Staats-Gebilde in 1.500 Jahren
Nur fünf verschiedene Staats-Gebilde in 1.500 Jahren weisen auf eine bemerkenswerte Kontinuität hin – auch in der Kultur. Sie hat sich trotz starker chinesischer und japanischer Einflüsse viele Eigenheiten bewahrt: angefangen vom schamanistischen Volks-Glauben über die Lautschrift hangeul aus dem 15. Jahrhundert mit nur 40 Zeichen bis zum National-Gericht gimchi oder Kim Chi, dem scharf marinierten China-Kohl.
Impressionen der Ausstellung
265 Grab-Beigaben in düsterer Gruft
Die Besonderheiten Koreas in allen kulturellen Bereichen will die Ausstellung ausbreiten – mit Exponaten aus zehn deutschen Museen. Deren Grundstock von 115 Exponaten ergänzt das Grassi-Museum für die erste Station der Schau um 150 weitere Objekte aus eigenem Bestand.
Diese Zugabe erweist sich als Crux: Die schwach beleuchteten Ausstellungs-Säle mit aufgereihten und voll gestopften Vitrinen verbreiten die Atmosphäre einer düsteren Gruft. Wobei die Grab-Beigaben teilweise nach Materialien angeordnet sind: erst Keramik, dann Bronze- und Holz-Arbeiten, Malerei usw.
Töpfer-Technik aus dem 12. Jahrhundert
Abgesehen von allzu knappen Wand-Texten fehlen zudem Erläuterungen zur historischen Entwicklung Koreas sowie den Grundlagen von Konfuzianismus und Buddhismus, die seine Kultur geprägt haben. Beides wird offenbar als bekannt vorausgesetzt. Stattdessen häufen sich detailverliebte Objekt-Beschreibungen, wie Ethnologen sie lieben.
Dabei bleiben die Spezifika der koreanischen Kultur auf der Strecke oder werden ins Kleingedruckte verbannt. Wer sich darein vertieft, kann Außergewöhnliches entdecken. So entwickelten koreanische Töpfer im 12. Jahrhundert die Einlege-Technik sanggam: Sie schnitten Formen aus blassgrüner Seladon-Keramik und füllten sie mit Schlicker auf, einem wässrigen Mineral-Gemisch – beim Brennen entstanden filigrane Oberflächen-Muster in Schwarz und Weiß, die in China unbekannt waren.
Schmuck-Kästen aus bemaltem Rinder-Horn
Sehr aufwändig war die Herstellung von hwagak-Kästen: Das Horn eines Rindes wurde gekocht, bis auf zwei bis drei Millimeter ausgeschabt, flach gepresst, montiert und bunt bemalt. Da Edel-Metalle selten und teuer waren, ersetzten erfinderische Handwerker sie durch andere Werkstoffe: Becher und kleine Töpfe schliffen sie aus Halb-Edelsteinen mit leuchtend natürlichem Farbenspiel.
Über die Hintergründe solcher Fertigungs-Techniken erfährt man ebenso wenig wie über Grundzüge der traditionellen Schamanen-Religion oder die Gesellschafts-Ordnung der Monarchie; nicht einmal die koreanische hangeul-Schrift wird erklärt. Wer Auskunft im Katalog sucht, wird mit Fach-Chinesisch abgespeist.
Nabelschau für Koreanistik-Experten
Hintergrund
Lesen Sie hier eine Rezension der Ausstellung "Goldene Impressionen" über Japanische Malerei 1400 - 1900 im Museum für Ostasiatische Kunst, Köln
und hier eine Besprechung der Ausstellung "Ferne Gefährten" über 150 Jahre deutsch-japanische Beziehungen in den Reiss-Engelhorn-Museen, Mannheim
und hier eine Lobeshymne auf die grandiose "Hokusai-Retrospektive" im Martin-Gropius-Bau, Berlin.
Diese zusammengewürfelte und karg dokumentierte Schau erweckt den Eindruck einer lieblosen Pflichtübung. Organisiert von der «Korea Foundation», um auf das oft ignorierte Stiefkind unter den ostasiatischen Kulturen aufmerksam zu machen, haben ihr die deutschen Partner einen Bärendienst erwiesen.
Besser in die Dauer-Ausstellung
Im Grassi-Museum erstaunt das besonders, weil seine neue Dauerausstellung ein wahres Völkerkunde-Juwel ist: Die «Rundgänge in einer Welt» vermitteln auf engstem Raum plastische Eindrücke zahlloser Kulturen. Bleibt zu hoffen, dass die folgenden Stationen der Schau in Frankfurt am Main und Stuttgart demonstrieren, wie man es besser macht.