Ausgelutschter geht es kaum: «No woman, no cry» seufzen Millionen Männer, wenn sie bei Frauen abblitzen. Zu «Get up, stand up» tanzen Tausende von Demo-Teilnehmern auf abendlichen Soli-Partys. Doch der Mann, der diese Reggae-Gassenhauer schrieb, ist seit 31 Jahren tot. Wozu also heute noch eine Doku über Bob Marley?
Info
Marley
Regie: Kevin Macdonald, 144 min., Jamaika/ Großbritannien 2012;
mit: Rita Marley, Peter Tosh, Chris Blackwell
Papa war weißer Kolonial-Offizier
Dabei war Bob Marley kein Schwarzer, sondern Mulatte. Sein Vater Norval Sinclair schwängerte als weißer Kolonial-Offizier 1944 in Jamaika Mutter Cedella und ließ sie sitzen. Sohn Bob wuchs im Trenchtown-Ghetto der Hauptstadt Kingston auf, schlug sich durch und heiratete 1966 seine Jugendliebe Rita. Tags darauf emigrierte er zur Jobsuche in die USA.
Offizieller Film-Trailer
Charts-Dominanz wie bei Beatles + Stones
Bald kehrte er zurück, wurde gläubiger Rastafari und professioneller Musiker. Hits seiner Band «The Wailers» beherrschten die Charts von Jamaika wie die Beatles oder Stones in der übrigen Welt – doch was bedeutete das schon auf einer Karibik-Insel, die erst seit 1962 unabhängig ist? Bis zum internationalen Durchbruch 1973 gibt es von Marley keine Film-Aufnahmen und nur wenige Fotos.
Damals entdeckt ihn Chris Blackwell für «Island Records»; der Rest ist Pop-Geschichte. In den Nachwehen enttäuschter Hoffnungen auf Revolution und Befreiung der Dritten Welt kommen die tanzbaren Rebellions-Rhythmen des kiffenden Fußball-Freaks zur rechten Zeit. Am Erfolg zerbricht seine alte Band mit Peter Tosh; Marley formiert eine neue Combo.
Musiker verbrüdert Parteiführer
Bis ihn der Parteien-Streit auf Jamaika einholt: Kämpfe von Jugend-Gangs der linken PNP und der rechten JLP drohen die Insel in einen Bürgerkrieg zu stürzen. Marley will sie 1976 mit einem Gratis-Konzert befrieden. Am Vorabend wird er von Attentätern angeschossen – dennoch tritt er auf, zieht aber anschließend nach London um.
1978 gelingt es ihm, die Lage zu entschärfen. Bei einem Friedens-Konzert in Kingston holt er die Parteiführer Manley und Seaga zur Verbrüderung auf die Bühne. Das ist Marleys größter Erfolg; sein Auftritt bei der Unabhängigkeits-Feier von Simbabwe 1980 endet im Desaster.