
«Wir lagen vor Madagaskar und hatten die Pest an Bord»: So schlimm ergeht es den jungen französischen Rekruten nicht, die bei der Marine ihren Wehrdienst ableisten. Doch ihre monatelange Kreuzfahrt auf einem Kriegsschiff durch die Südsee stellt sie auf eine harte Gedulds-Probe: Sie haben nichts zu tun.
Schwarzer Ozean Regie: Marion Hänsel, 88 min., Belgien/ Frankreich/ Deutschland 2010; Info
mit: Nicolas Robin, Adrien Jolivet, Romain David
Zehn Liege-Stütze als Strafe
Der lässige Zeitgeist der 1970er Jahre reicht bis zur Datums-Grenze: Die Offiziere zur See verhalten sich menschlich korrekt. Keine Spur von Schleiferei an Bord; die schlimmste Strafe für Aufmüpfige sind zehn zusätzliche Liege-Stütze. Also kühlen testosteron-gesteuerte Halbstarke ihr Mütchen mit improvisierten Box-Kämpfen an Deck.
Offizieller Film-Trailer
beach partys mit molligen Polynesierinnen
Ansonsten passiert nicht viel: Wache schieben, Aufbauten lackieren und Feldpost lesen füllen die Dienstzeit. Höhepunkt jedes Landgangs ist eine lahme beach party mit molligen Insulanerinnen aus Französisch-Polynesien. Dann beobachten die Matrosen einen überirdischen Atombomben-Test: Zwischen 1966 und 1995 ließ Paris 170 Sprengsätze zu Versuchs-Zwecken über dem Mururoa-Atoll abwerfen.
Die Schutz-Maßnahmen sind dürftig: Sonnenbrillen und Wegducken bei der Zündung. Ebenso das Verständnis der Besatzung: Sie glaubt offiziellen Angaben, die Strahlen-Belastung sei ungefährlich – bis auf Moriaty (Adrien Jolivet). Er feiert seinen 20. Geburtstag mit einem Sack Dosen-Bier und zwei Kumpels am Sand-Strand einer Palmen-Insel, wo er einen Nerven-Zusammenbruch erleidet. Das war’s.
Keiner versteht BBC World Service
«Mein Film soll zart sein wie der Atem eines Kindes und trotzdem aufgeladen mit einer immer präsenten, unterschwelligen Gewalt», erklärt die belgische Regisseurin Marion Hänsel. Das erste ist ihr gelungen: Malerische Aufnahmen von drahtigen Adonissen in Matrosen-Leibchen lassen homophile Herzen höher schlagen.
Weitere Rezensionen finden Sie in der Presseschau bei Film-Zeit. Lesen Sie hier eine Besprechung des Flüchtlings-Dramas "Die Farbe des Ozeans" von Maggie Peren.Hintergrund
Weg mit der Wehrpflicht
In eineinhalb Stunden, die so eintönig dahinplätschern wie Brandungs-Wellen an Traum-Stränden, wird nur deutlich: Mit solchen Hasenherzen lassen sich keine High-Tech-Kriege führen. Verständlich, dass Frankreich die Wehrpflicht abgeschafft und eine Berufs-Armee aufgebaut hat.