2007 suchte Marion (Julie Delpy) in «2 Tage Paris» mit ihrem manisch fotografierenden US-Liebhaber Jack (Adam Goldberg) ihre französischen Eltern heim. Nun hat sie Frankreich verlassen und lebt mit ihrem Sohn in downtown New York. Dort arbeitet sie bei der Zeitung «The Village Voice» und hat ihren afroamerikanischen Kollegen Mingus (Chris Rock) lieben gelernt, der ebenfalls eine Tochter hat. Alles läuft besser als je zuvor – glaubt sie.
Info
2 Tage New York
Regie: Julie Delpy, 91 min., USA 2012;
mit: Chris Rock, Albert Delpy, Daniel Brühl
Papa kratzt gern Auto-Lack ab
Schon in «2 Tage Paris» waren die Charaktere gnadenlos überspitzt – hier nicht minder: Rose tritt als Männer vernaschende Exhibitionistin auf und Manu als Gras rauchender Pseudo-Poet. Althippie-Papa Jeannot ist ein kindlich-skurriler Kauz, der am liebsten den Lack von Nobel-Karossen zerkratzt.
Offizieller Film-Trailer
Daniel Brühl als Baum-Besetzer
Aus den kulturellen Gegensätzen schlagen die Dialoge geistreiche Funken: Gespräche enden regelmäßig in Streitereien samt Beleidigungen und ungeklärten Missverständnisse. Dass sie nicht eskalieren, ist den französisch-englischen Übersetzungsproblemen zu danken.
Hintergrund
Weitere Rezensionen finden Sie in der Presseschau bei Film-Zeit.
Lesen Sie hier eine Besprechung der britisch-pakistanischen Culture-Clash-Komödie "West is West" von Andy De Emmony
und hier eine Lobes-Hymne auf die französische Rentner-WG-Komödie "Und wenn wir alle zusammenziehen?" von Stéphane Robelin mit Jane Fonda + Daniel Brühl.
Julie Delpy will ihre Seele versteigern
Regisseurin Delpy, die auch das Drehbuch schrieb, gibt wieder eine Metropolen-Intellektuelle mit Hang zu neurotischer Theatralik und exzentrischen Ideen: Diesmal plant sie eine Versteigerung ihrer Seele als Kunst-Aktion. Der perplexen Nachbarin erklärt sie, ihre französische Familie sei angereist, um Abschied von ihr zu nehmen: Wegen eines Hirntumors müsse sie bald sterben.
Wie schon der Vorgänger-Film lebt «2 Tage New York» vom culture clash zwischen europäischer und US-Mentalität. Überdies zeichnet er mit leichtfüßiger Ironie, die an Woody Allen erinnert, ein Porträt moderner Großstadt-Neurotiker. Dass am Ende alle Fehler verziehen und Streitereien vergessen werden, macht Delpys Film zur Liebeserklärung an kulturelle Vielfalt.