Eine allein erziehende Mutter wie Anna sollte jemanden haben, der sie beschützt. Warum sind die Sozialarbeiter so streng zu ihr? Sehen sie nicht, dass die junge Frau traumatisiert ist und Hilfe braucht?
Info
Babycall
Regie: Pål Sletaune, 95 Min., Norwegen/Deutschland 2012;
mit: Noomi Rapace, Kristoffer Joner, Vetle Q. Werring
Alles ist anders, als es scheint
Es ist kaum möglich, über diesen Film zu sprechen, ohne sein Geheimnis zu verraten: Schon in einer Kurzfassung der Handlung wäre das große Versteckspiel enthalten. Das mitzumachen, verbietet sich aber. Weswegen sich über die Handlung kaum mehr sagen lässt, als dass sie zu großen Teilen anders ist, als es scheint.
Offizieller Film-Trailer
Babyphon-Verkäufer kann Mutter nicht retten
Die Zuschauer lernen eine junge Mutter kennen, dann ihren kleinen Jungen und überdies ein Nachbars-Kind, das offenbar misshandelt wird. Außerdem tritt ein Mann in den Dreißigern auf, der Anna im Elektronik-Markt ein Babyphon verkauft. Daraus wird sie beunruhigende Geräusche hören, die aus einer anderen Wohnung kommen.
Zu diesem Mann knüpft Anna vorsichtig persönliche Bande: Er ist der emotionale Lichtblick der Geschichte. Doch auch der Verkäufer wird die junge Frau nicht retten können.
Optischer Schafspelz eines Sozial-Dramas
Hintergrund
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Die Darstellung der Protagonistin als nervlich angespannte, sozial überforderte Frau lässt einen Psycho-Thriller erwarten. Bald erkennt man, dass sie unter Halluzinationen leidet. Was aber nicht auf die extreme dramaturgische Doppelbödigkeit vorbereitet, die sich zum Schluss entfaltet.
Handlung fehlt stringente Binnen-Logik
Das Publikum würde gewiss tolerieren, dass seine Erwartungen an das Genre unterlaufen werden – wenn der Film hervorragend gemacht wäre. Doch seine Handlung lässt eine stringente Binnen-Logik vermissen. Nicht alle Elemente lassen sich sinnvoll den beiden Sphären zuordnen, in denen «Babycall» spielt: der filmischen Wirklichkeit oder Annas Halluzinationen.
Noomi Rapace, der Star aus der «Millenium»-Trilogie, spielt die Hauptrolle ergreifend und verkörpert glaubwürdig eine allein erziehende, vom Leben schwer geprüfte Mutter. Durch ihre Darstellungskunst und den realistischen Erzähl-Duktus stellen sich Anteilnahme und Betroffenheit ein. Dennoch erweist sich das vermeintliche Sozial-Drama schließlich als trickreiche Konstruktion, die auf raffinierte Art schockiert. Darüber bleibt Ärger nicht aus.