Halle/ Saale + Dessau

Pompeji – Nola – Herculaneum. Katastrophen am Vesuv

Detail des Fresko aus dem Garten-Triclinium im "Haus des Goldenen Armreifs" in Pompeji. Foto P. Foglia / Soprintendenza per i Beni Archeologici di Napoli e Pompei
Als Fürst Franz von Anhalt-Dessau 1766 den Vesuv bestieg, änderte das sein Leben komplett. Das zeigen eine prachtvolle Ausstellung im Landesmuseum von Halle – und im Gartenreich von Dessau-Wörlitz der einzige künstliche Vulkan Europas.

«Es ist viel Unglück in der Welt geschehen, aber wenig, das der Nachwelt so viel Freude gemacht hätte», schrieb Goethe 1787 über einen Ausbruch des Vesuvs. Der damals 17 Jahrhunderte zurücklag: Am 24. August des Jahres 79 n. Chr. begruben Asche, Bimsstein-Regen und Lava-Ströme die antiken Städte Pompeji, Stabiae und Herculaneum unter sich – alles Leben erlosch.

 

Info

Pompeji - Nola - Herculaneum:
Katastrophen am Vesuv

 

09.12.2011 - 26.08.2012
täglich außer montags 9 bis 19 Uhr im Landesmuseum für Vorgeschichte, Richard-Wagner-Str. 9, Halle/ Saale

 

Katalog 29,90 €,
im Handel 39,90 €;
Kurzführer 12 €

 

Website zur Ausstellung

 

Fremde Welt ganz nah:
Pompeji + Herculaneum
im Gartenreich Dessau-Wörlitz

 

21.04.2012 - 26.08.2012
täglich außer montags im Schloss Luisium, Schloss Wörlitz + Villa Hamilton auf der Insel Stein im Gartenreich, Dessau-Wörlitz

 

Weitere Informationen

Diese Natur-Katastrophe war nur eine besonders heftige in der Kette von Eruptionen, die im Laufe der Zeit Siedlungen am Golf von Neapel zerstört haben. Bereits 1900 v. Chr. hatte ein Vulkan-Ausbruch das bronzezeitliche Dorf von Nola verschüttet. Seine Bewohner konnten quasi auf glühenden Kohlen fliehen: Ihre Fußabdrücke blieben erhalten und sind nun in Halle zu sehen.

 

Ausgrabungen ab 1748

 

Zum berühmtesten Vulkan-Ausbruch der Geschichte wurde die Eruption von 79 n. Chr., die Plinius d.J. in zwei Briefen beschrieben hat, mehr als eineinhalb Jahrtausende später: Im Jahr 1748 begannen systematische Ausgrabungen. Bald wurde klar, dass die untergegangenen Städte vorzüglich konserviert waren.

 

Wie die Ausstellung im Landesmuseum für Vorgeschichte vor Augen führt: Aufwändige Raum-Installationen mit etlichen Leihgaben lassen antikes Alltags-Leben anschaulich werden. Etwa die komplett erhaltene «Casa Menandro»; benannt nach einem Fresko, das den griechischen Dichter Menander darstellt – eines der prächtigsten Häuser in Pompeji.

 

Silber-Service im Haus-Keller

 

Prachtvolle Wand-Malereien und Mosaiken schmückten das Haus, das in der Schau als Kork-Modell gezeigt wird. Dort wohnten neben der Familie des Hausherrn auch Sklaven, Freigelassene und deren Angehörige – der gesamte Haushalt eines reichen Bürgers. Im Keller fanden Archäologen ein fast unbeschädigtes Silber-Service: Es lag in Wolle und Leinen gewickelt in einer Holztruhe.


Impressionen der Pompeji-Ausstellung + der antikisierenden Innen-Ausstattung von Schloss Wörlitz


 

Künstlicher Garten auf Wand-Fresken

 

Luxus-Gegenstände wie reich verzierte Siebe zur Wein-Filterung waren in Pompeji weit verbreitet: Die Kleinstadt war wohlhabend, weil der vulkanische Boden bis zu drei Ernten im Jahr erlaubt. Wegen ihrer Fruchtbarkeit ist die Region bis heute dicht besiedelt – trotz stets drohender Gefahr eines weiteren Vulkan-Ausbruchs.

 

Wie unvermittelt die Katastrophe über Pompeji hereinbrach, zeigen Gips-Ausgüsse von Toten aus dem «Haus des Goldenen Armreifs»: Eltern halten ihre Kinder verkrampft fest. Die Frau trug einen Armreif aus massivem Gold; daher die Bezeichnung der Villa. Ihre Fresken weisen die schönsten Motive auf, die man auf dem Terrain gefunden hat: Vögel, Brunnen und Klein-Getier in einem künstlichen Garten.

 

Voyeuristische Einblicke in antikes Privat-Leben

 

Wer die diffus ausgeleuchteten Museumsräume der Ausstellung durchwandert, kann sich eines Schauers kaum erwehren. Die Einblicke in das Privatleben der Menschen einer antiken Kleinstadt haben etwas Voyeuristisches.

 

So zeigen die komplett erhaltenen Wand-Malereien des Bankett-Raums eines Hauses in Moregine bei Pompeji den Gott Apollon und die Musen. Kostbarer Hausrat verdeutlicht, welche Bedeutung die Römer der Bewirtung von Gästen beimaßen.