
Nur wenige Gemälde sind so berühmt, dass ihre Geschichte eine eigene Ausstellung lohnt. Dazu zählen sicherlich Leonardos «Mona Lisa», Rembrandts «Nachtwache» und Picassos «Guernica» – und gewiss auch Raffaels «Sixtinische Madonna».
Info
Die Sixtinische Madonna - Raffaels Kultbild wird 500
26.05.2012 - 26.08.2012
täglich 10 bis 18 Uhr, donnerstags und samstags bis 21 Uhr in der Gemäldegalerie Alte Meister, Semperbau am Zwinger, Dresden
Gewöhnungsbedürftiger Gold-Rahmen
Für den feierlichen Anlass spendieren ihr die Staatlichen Kunstsammlungen ein neues Festtags-Kleid: einen prachtvoll verzierten und verschwenderisch vergoldeten Prunk-Rahmen. Er soll Exemplaren aus der Hoch-Renaissance nachempfunden sein. Zuvor war die Madonna dezenter gewandet – der neue Rahmen verleiht ihrer Präsenz eine gewöhnungsbedürftige Wucht.
Impressionen der Ausstellung
Raffael-Grafiken zeigen Entstehungs-Prozess
Doch in den abgedunkelten Schau-Sälen entfaltet der Gold-Rahmen einen verführerischen Glanz, der alle Blicke auf sich zieht. Eine geschickte Lichtführung mit Punkt-Strahlern in den Seiten-Kabinetten erlaubt dennoch, die mehr als 250 Exponate eingehend zu studieren.
So viel Raffael war in deutschen Museen schon lange nicht mehr zu sehen. Die Gemäldegalerie hat zahlreiche Grafiken und Studien-Blätter zusammengetragen: Sie machen seine Beschäftigung mit Details von Komposition und Personen-Zeichnung deutlich. Sowie mehrere Gemälde, die sein früh vollendetes Genie anschaulich vor Augen führen.
Antlitz einer unbekannten Florentinerin
Etwa die so genannte «Garvagh Madonna» aus der National Gallery in London: 1510 führte Raffael diese Dreiecks-Komposition mit der Gottesmutter in der Mitte aus. Zwei Jahre später sollte er sie bei ihrer Sixtinischen Schwester zugleich streng und formvollendet anwenden.
Oder das Porträt der «Donna Velata» aus Florenz, das eine wohlhabende Unbekannte in kostbarem Damast-Gewand mit Braut-Schleier zeigt. Ihre Züge sehen der Madonna täuschend ähnlich – vermutlich diente ihr Antlitz Raffael als Modell für die Gottesmutter.
Papst-Geschenk für Kleinstadt-Klosterkirche
Die «Sixtinische Madonna» war ursprünglich ein diplomatisches Geschenk: Papst Julius II. gab sie bei Raffael in Auftrag, um sie der Klosterkirche San Sisto in Piacenza zu übereignen. Nachdem die Heilige Allianz unter päpstlicher Führung die Franzosen aus Oberitalien vertrieben hatte, schloss sich die Kleinstadt Piacenza dem Kirchenstaat an. Julius II. bedankte sich mit diesem wertvollen Präsent.
In der Kirche blieb das Meisterwerk lange Zeit nahezu unbeachtet: Es existierte kein Stich oder eine Radierung, die das Motiv hätte bekannt machen können. Erst als Kurfürst August der Starke seine Bildersammlung mit einem Werk von Raffael schmücken wollte, erwachte die Madonna aus ihrem Dämmerschlaf.