Robert De Niro

Red Lights

Der blinde Hellseher verliert jede Bodenhaftung: Simon Silver (Robert DeNiro) bei seiner Show, schwebend. Foto: © Wild Bunch Germany
(Kinostart: 9.8.) Als blinder Hellseher hat Robert De Niro den Durchblick – ihn will Sigourney Weaver als Scharlatan entlarven. Die gute Ausgangs-Idee verrät Rodrigo Cortés, Regisseur von «Buried – Lebend begraben», an Effekthascherei.

Erinnern Sie sich noch an Uri Geller? Das war ein Lockenkopf, der in den 1970er-Jahren viele deutsche TV-Zuschauer an ihrer Sehkraft zweifeln ließ und einige sogar richtig nachdenklich stimmte.

 

Info

Red Lights

 

Regie: Rodrigo Cortés, 119 min., USA 2012;
mit: Robert De Niro, Sigourney Weaver, Cillian Murphy

 

Website zum Film

Könnte es womöglich sein, dass zwischen Himmel und Erde Dinge vor sich gehen, die sich rationalen Erklärungen entziehen? Verfügen manche Menschen über Kräfte, die der Verstand für unmöglich erklären muss?

 

Mit Gedanken Löffel verbiegen

 

Uri Geller jedenfalls schien mit der bloßen Macht seiner Gedanken Löffel zu verbiegen oder kaputte Uhren wieder zum Laufen zu bringen. Der Schein trog: Der Israeli war ein Trickser.

Offizieller Film-Trailer


 

Sigourney Weaver vertreibt Poltergeist

 

In «Red Lights» hat es die Wissenschaftlerin Margaret Matheson (souverän: Sigourney Weaver) mit Uri Gellers aller Schattierungen zu tun. Zu Beginn des Mystery-Thrillers soll sie ein Haus untersuchen, in dem es zu spuken scheint.

 

Eine Friseurin gibt vor, per Séance mit einem verärgerten Verstorbenen in Kontakt treten zu können. Der veranstaltet einigen Radau, lässt Tische schweben und lehrt so einer Familie das Fürchten. Doch der Poltergeist erweist sich rasch als Inszenierung. Die Uni-Professorin rät der verzweifelten Familie, die Friseurin zum Teufel zu schicken.

 

Rückkehr des blinden Hellsehers

 

Margaret Matheson glaubt nicht an paranormale Fähigkeiten. Sie und ihr Physiker-Assistent Tom Buckley (bemüht: Cillian Murphy) halten sich lieber an Fakten: Übernatürliche Kräfte, Wunderheiler oder parapsychologische Erscheinungen sind nur Humbug und Schwindel von Geschäftemachern, die Gutgläubigkeit, Naivität und Träume der Menschen ausnutzen.

 

Auch der berühmte blinde Hellseher Simon Silver (unterfordert: Robert de Niro) hat vor Jahren die Hoffnungen seiner Anhänger in bare Münze verwandelt, sich aber auf dem Höhepunkt seines Erfolgs zurückgezogen. Unvermittelt kündigt das blinde Medium nun seine Rückkehr aus dem Ruhestand an.

 

Duell der Hollywood-Giganten

 

Für Matheson ist das eine zweifache Herausforderung: Erstens konnte Silver bislang nicht des Betrugs überführt werden. Zweitens soll er Kontakt zu Margarets Sohn gehabt haben, bevor dieser in ein langjähriges Koma fiel.

 

Besitzt der zwielichtige Silver also womöglich doch Kräfte, mit denen man sich besser nicht misst? So beginnt ein Duell, in dem es um die oftmals nebulöse Grenze zwischen dem Möglichen und Unmöglichen geht. Und um ganz reale Gewalt.

 

Paranormales als Augenwischerei entlarvt

 

Damit weist «Red Lights» einen spannenden Plot auf. Regisseur Rodrigo Cortés versteht es, Kinogänger trickreich in die Irre zu führen: Sein Vorgänger-Film «Buried – Lebend begraben» wurde weltweit zum Überraschungs-Erfolg.

 

Hintergrund

Weitere Rezensionen finden Sie in der Presseschau bei Film-Zeit.

 

Lesen Sie hier eine Besprechung des Psycho-Thrillers "Babycall" von Pål Sletaune mit Noomi Rapace

 

und hier eine Kritik der kubanischen Zombiefilm-Parodie "Juan of the Dead" von Alejandro Brugués

 

und hier einen Beitrag über den Katastrophen-Thriller "Take Shelter – Ein Sturm zieht auf" von Jeff Nichols mit Michael Shannon.

Diesmal spielt Cortés geschickt Übersinnliches gegen streng Rationales aus. Dazu passt die Bildsprache, die mit gelungenen Effekten das Paranormale als Augenwischerei entlarvt und demaskiert.

 

Blödsinnige Auflösung mit viel Kawumm

 

Leider funktioniert die Dramaturgie des Films nur in der ersten Stunde. Dann stirbt unerklärlicherweise die Wissenschaftlerin Margaret Matheson als Gegenspielerin von Simon Silver. Zunehmend rücken die interessanten philosophischen Fragen in den Hintergrund; stattdessen gewinnt Genre-Allerlei die Oberhand.

 

Bin zum finalen showdown mit viel Kawumm und einer fast schon blödsinnigen Auflösung, mit der der Film seine zuvor stimmig vorgetragenen Ambitionen ad absurdum führt. So degeneriert «Red Lights» trotz soliden Handwerks und einer guten Ausgangs-Idee am Ende zu konventionellem Augenpulver.