
Der american dream vom Tellerwäscher zum Millionär ist seit jeher ein beliebtes Thema auf der Leinwand. Zahllose Filme erzählen success stories: mit großem Pathos und stereotypem Idealismus.
Info
Bombay Beach
Regie: Alma Har'el, 76 min., USA 2011;
mit: Red, Benny, CeeJay
American dream reloaded
In Kalifornien, mitten in der Colorado-Wüste, entstand 1905 durch künstlich aufgestautes Wasser der Salton-See. Bombay Beach, eine kleine Gemeinde am Ufer des Salzwasser-Sees, wurde als Badeort gegründet und erlebte einen kurzlebigen Boom als Ferien-Paradies.
Offizieller Filmtrailer
Amüsier-Meile der 1950er Jahre
Hier amüsierten sich in den 1950er Jahren Show-Größen wie Frank Sinatra und Sammy Davis Jr. Das ist vorbei: Bombay Beach steht heute als Symbol für das Scheitern des american dream – in dieser erhaben unwirtlichen Landschaft sind gerade noch 295 Einwohner übrig geblieben. Drei von ihnen beobachtet Regisseurin Har’el in ihrem Alltag am Rande der Gesellschaft.
Neustart für Ex-Gang-Mitglied
Der siebenjährige Benny leidet an bipolaren Störungen und wird mit starken Medikamenten ruhig gestellt. Seine Geschichte handelt von einer Kindheit in einer poor white trash family, aber auch von den Mängeln des US-Gesundheitssystems. Benny Lebens-Chancen sind von Anfang an stark beschränkt; man hofft, dass auch er nicht aufgeben und sein Recht auf Selbstbestimmung und Glück verwirklichen wird.
Der schwarze Teenager CeeJay, früher Gang-Mitglied in Los Angeles, sucht in Bombay Beach ein Leben ohne Gewalt und Drogen. Er trainiert für ein Football-Stipendium, um als erstes Mitglied seiner Familie das College besuchen zu können. Sein Ehrgeiz lässt auf ein happy end hoffen: Vielleicht kann er seinen persönlichen Traum verwirklichen?
Improvisierte Tanz-Szenen
Es ist dieser unerschütterliche Optimismus, der die Bewohner von Bombay Beach so sympathisch wirken lässt. Wenn ihre desolate Situation dem Betrachter Hoffnungslosigkeit nahelegt, blendet der Film die harte Realität aus und geht zu Traum-Sequenzen über.
Hintergrund
Weitere Rezensionen finden Sie in der Presseschau bei Film-Zeit.
Lesen Sie hier eine Kritik des Films "The United States of Hoodoo" von Oliver Hardt über Voodoo in den US-Südstaaten.
und hier eine Besprechung der Doku “William S. Burroughs: A Man Within” von Yony Leyser über den Beatnik-Schriftsteller
und hier einen Beitrag über den Film "How I ended this summer" von Alexej Popogrebsky über ein Psycho-Duell am Polarkreis.
Bester Doku auf Tribeca-Festival 2011
Leider erschöpft sich die Wirkung dieser Bilder nach einer Weile wie bei einem zu langen Musik-Video. Hintergründe und Fakten kommen ein wenig zu kurz; der Film bietet nur eine Bestandsaufnahme ohne Erklärungen oder Lösungs-Ansätze. Seine eindrucksvoll elegischen Bilder, die mit Musik von Beirut und Bob Dylan unterlegt sind, wirken allerdings lange nach.
Die Regisseurin hat einen wunderbaren, sehr melancholischen Blick auf die Welt. Sie kann wehmütige Stimmungen hervorragend einfangen und verdichten; man merkt jedoch, dass sie ihr Geld bisher mit Video-Clips und Werbe-Spots verdient hat. Ihr atmosphärisch dichter Genre-Mix aus Doku, Musik-Video und Musical wurde 2011 auf dem Tribeca Festival in New York als bester Dokumentarfilm ausgezeichnet.