In Uganda ist Homosexualität strafbar. Seit einigen Jahren debattiert das Parlament über einen Gesetzes-Entwurf, der alle Bürger des Landes verpflichten soll, Homosexuelle anzuzeigen, wollen sie selbst einer Strafe entgehen. In «schweren Fällen» wird sogar mit der Todesstrafe gedroht.
Info
Call Me Kuchu
Regie: Katherine Fairfax Wright + Malika Zouhali-Worrall, 90 Min., USA/Uganda 2012;
mit: David Kato
Gerüchte über Schwule, die unschuldige Kinder für Homosexualität «rekrutieren», schüren die Ängste der Menschen. Homosexualität gilt als eine ansteckende Epidemie, repräsentiert schlechthin das Böse in der Welt.
Offizieller Film-Trailer
Kuchus zeigen Gesicht
Nur die Kuchus – so nennen sich die Mitglieder der ugandischen LGBT(Lesbian, Gay, Bisexual and Transgender)-Community selbst – versuchen gegen dieses Geflecht aus Hass und Unwissenheit vorzugehen; sie wehren sich gegen Ausgrenzung und Gewalt.
Die Regisseurinnen Katherine Fairfax Wright und Malika Zouhali-Worrall kommen ihren Protagonisten dabei sehr nahe. Sie zeigen starke Persönlichkeiten, die mit viel Herzenswärme und Mut ein Vorbild für andere Menschen sind und sich auch gegen eine Übermacht von Vorurteilen trauen, zu ihren Gefühlen und Überzeugungen zu stehen.
Bild einer zerrissenen Gesellschaft
Die Offenheit und Ehrlichkeit, mit der die Kuchus ihre Erlebnisse, Ängste, Hoffnungen und Freuden erzählen, ist sehr berührend und beeindruckend. Doch der Film nimmt den Zuschauer nicht nur mit in Gerichtssäle und zur Beerdigung von David Kato, der als erster Mann in Uganda offen homosexuell lebte; er lässt auch die andere Seite zu Wort kommen und vermittelt so ein komplexes Bild einer zerrissenen Gesellschaft.
Hintergrund
Weitere Rezensionen finden Sie in der Presseschau bei Film-Zeit.
Mehr zum Film bei Dokumentarfilm-Teddy 2012
Lesen Sie hier eine Besprechung der Doku "Knistern der Zeit" über Christoph Schlingensief und sein Operndorf in Burkina Faso
und hier einen Beitrag über "Viva Riva! – zu viel ist nie genug" von Djo Tunda wa Munga, den ersten Spielfilm aus der DRC Kongo.
Kato während Dreharbeiten ermordet
«Wenn wir uns weiterhin verstecken, werden sie behaupten, wir wären nicht da», lautet das Motto des charismatischen Protagonisten Kato. Noch während der Dreharbeiten wurde er brutal ermordet. Der Schwulen-Aktivist kämpfte unerschrocken und mit viel Leidenschaft jahrelang für ein selbstbestimmtes, freies Leben und ein Ende der Hetz- und Hasskampagnen gegen Schwule und Lesben in Uganda.
Ein wichtiger Film für alle, die daran erinnert werden wollen und müssen, dass einzelne Menschen die Welt verändern können. «Call Me Kuchu» wurde auf der 62. Berlinale 2012 mit dem entwicklungspolitischen Filmpreis ‚Cinema fairbindet‘ sowie dem Dokumentarfilm-Teddy ausgezeichnet.